In Zeiten kulturpolitischer Hoffnungslosigkeit erscheint manchmal ein silbriger Streifen am Horizont, der ab und an auch einmal golden glänzt. Mit viel Lokalkolorit und guten Wünschen hat die Akademie der Künste der Welt jüngst ihre Arbeit aufgenommen und sich medienwirksam aktuell mit einem sogenannten „Festival zum Thema Beschneidung“ zu Wort gemeldet. Präsidentin des nagelneuen ungewöhnlichen Kölner „Think Tanks“ ist die israelische Kuratorin und Autorin Galit Eilat, die gemeinsam vor Ort mit der Generalsekretärin Sigrid Gareis die Aufbauphase der Akademie bewältigen will. Immerhin 1,2 Millionen Euro stehen dafür von der Stadt Köln und dem Land NRW zur Verfügung. Aber man will dennoch keine Relaisstation für Fördergelder sein – sagte bei der feierlichen Eröffnung jedenfalls der Kölner Schriftsteller und Islamwissenschaftler Stefan Weidner, selbst Gründungsmitglied und damit einer von 14 internationalen Künstlern, Kuratoren und Theoretikern, die das fragile Kulturgebilde ohne eigene Immobilie nicht nur mit Inhalten, sondern natürlich auch mit Außenwirkung füllen sollen.
Und so haben sie erst einmal sechs Förderprojekteausgewählt, die die Akademie aus einem speziellen Projektfonds unterstützt. Insgesamt gingen bei der ersten Ausschreibung über 70 Anträge aus 13 Ländern ein, deren hohe Qualität die Akademie-Jury erfreute, dennoch kommt die Mehrzahl der ausgewählten Projekte aus der Stadt Köln, die ja auch rund 80 Prozent der Kosten trägt. Die ganze Akademie steht auf vier Säulen, bestehend aus den 14 Kulturschaffenden, dem Artists-in-Residence-Programm (siehe unten), den Best-Practice-Projekten außereuropäischer Kunst und einer eigenen Jugend-Akademie, durch die der Kölner Nachwuchs in Zukunft eigene Projekte realisiert bekommen soll.
Im Dezember startet die Akademie der Künste der Welt nun auch ihre Salon-Reihe,in der aktuelle Positionen von Akademiemitgliedern und -fellows in lockerer Atmosphäre verhandelt werden. Die Salons wollen den offenen Dialog zwischen der Kölner Kulturszene und den internationalen Kunst- und Kulturschaffenden fördern. Den ersten Salon eröffnetPräsidentin Eilat. In „Die Zukunft der Kunstinstitutionen“ stellt sie verschiedene Modelle von Kunstinstitutionen vor und untersucht, wie diese auf die Veränderungen im 21. Jahrhundert reagieren. Denn das Feld der traditionellen Kunstinstitutionen habe sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. Vermehrt gebe es Biennalen, Kunstmessen und andere öffentliche Kunsteinrichtungen, und so hätten sich auch die Ansprüche an diese Institutionen verändert – seitens der privaten und staatlichen Förderer, aber auch seitens der Öffentlichkeit und der Künstler selbst. Das passt auch zum Salon No. 2 des palästinensischen Künstlerpaares Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme. Sie sind die ersten Fellows des Stipendiatenprogramms und arbeiten für neun Monate in Köln. In ihrer Lecture Performance „Die zukünftigen Rebellen“ wollen sie nach dem rebellischen Außenseiter in der Kunst, nach einer neuen politischen Sprache zwischen radikaler Potentialität und Desillusionierung suchen.
Salon No. 1: Di, 4.12.19.30 Uhr | Salon No. 2: Di 18.12.,19.30 Uhr | Komed, Köln | 0221 97 13 36 51
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