Der Kontinent ist alt, seine Politiker werden jünger: Die Serbin Ana Brnabić (41), der Österreicher Sebastian Kurz (30), der Deutsche Christian Lindner (38), der Ire Leo Varadkar (38) und der Franzose Emmanuel Macron (39). Es scheint, als wolle der politische Zirkus alte Zotteln abschneiden und unkonventionell an neue Themen herangehen.
Emmanuel Macron zum Beispiel brachte das politische Lager der Sozialistischen Partei (PS) in Bewegung. Viele wechselten von der PS in seine neue Partei La République en Marche (LREM). Hier darf man Mitglied sein, ohne seine alte Parteizugehörigkeit an den Nagel hängen zu müssen. War Macrons Optimismus ansteckend oder hofften sie, in neuen Parteistrukturen schnell Fuß zu fassen?
Macron erkannte früh, dass es kein Fortkommen innerhalb der hiesigen französischen Parteien gab. Kurzerhand verließ er im August 2016 die Regierung Hollande. Vor seiner Wahl kamen ihm nicht zuletzt die Skandale um Konkurrent François Fillon zugute und Marine Le Pens Forderung, dem Euro abzuschwören.
Vielerorts in Europa blickt man in visionäre Gesichter. Die Akteure können unbekannt sein, müssen keine hochrangigen politischen Ämter bekleidet haben. Ihr Erfolgsrezept: Sich unkonventionell positionieren. Das trennt sie von den Alteingesessenen.
Er vermittelt den Glauben daran, dass man die Dinge in der Hand hat und sie verändern kann, frei nach dem Obama-Prinzip „Yes, we can“. Trotzdem gibt es viele Franzosen, die ihn nicht mögen, gerade weil er so optimistisch voran geht als entstamme er einer Fernseh-Show.
Das Posieren fällt den jungen Wilden auch nicht schwer. Als Macron den kanadischen Premierminister Justin Trudeau am Rande des G7-Gipfels traf, und die Fotos unter dem Titel „Bromance“ im Netz landeten, ließ er das unbeirrt an sich vorbeiziehen, allenfalls ein Schmunzeln wird ihm über die Lippen gehuscht sein.
Macron wirbt dafür, gemeinsam mit Deutschland Europa voranzubringen. Einige seiner Berater haben selbst in Deutschland gearbeitet oder sprechen die Sprache – ob Premierminister, Chefdiplomat oder neuer Generalsekretär im Präsidentenpalast. Sie sind vorbereitet auf das, was sie politisch tun können oder lassen sollten.
Wer etwas umsetzen will, der darf harte Schnitte nicht scheuen. Aber bedeutet das Kürzungen im Wohngeld und gleichzeitig die Entlastung der Reichen? Verständlicherweise führt das zu Unmut in der Bevölkerung. Denn es geht auf Kosten derer, die bereits wenig haben. Laut der letzten Umfragewerte des Meinungsforschungsinstituts YouGov ist Macron derzeit unbeliebter als seine Vorgänger François Hollande und Nicolas Sarkozy zur gleichen Zeit nach Amtsantritt. Die junge politische Elite hat es also nicht leicht in diesen Tagen.
Macron wird erst noch beweisen müssen, ob durch ihn die Abgehängten in Frankreich wieder Anschluss finden. Da kann er international brillieren, wie er mag.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema
Aktiv im Thema
start-green.net | Informations- und Vernetzungsportal grüner Start-ups
ioew.de | Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung vergleicht die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Unternehmen
unternehmensgruen.org | Zusammenschluss von Unternehmen zur Förderung umweltfreundlichen Wirtschaftens
Thema im Oktober: KINDERSEELEN
Neugierig auf die Welt kommen und bleiben?
Wer bin ich? Haben Sie das Kind in sich bewahrt? Schreiben Sie uns unter meinung@engels-kultur.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Business-Däumlinge mit Schnapsideen
Junge Gründer am globalen Markt – THEMA 09/17 JUNGE POLITIK
„Nachhaltigkeit setzt einen Bewusstseinswandel voraus“
Unternehmerin Marlene Haas über nachhaltiges Unternehmertum – Thema 09/17 Junge Politik
Europäisches Parlament, mal ernst genommen
Wenn zum Abendessen die politische Neugier des kleinen Sohns erwacht – Thema 09/17 Junge Politik
Turboglobalisierung, bitte fair und nachhaltig
Das Projekt CSR Hub aus Wuppertal unterstützt Starts-ups bei nachhaltigem Wirtschaften – Thema 09/17 Junge Politik
Geteiltes Risiko ist halbes Risiko
Dortmunder Lernbauernhofsetzt auf Verbrauchernähe
Offene Türen
Das Allerweltshaus in Köln-Ehrenfeld
Wuppertal will Hauptstadt werden
Der Runde Tisch Fairer Handel
„Viele Vergiftungen werden nicht erfasst“
Inkota-Referentin über Pestizideinsatz im globalen Süden
„Globalisierung wird pure Friedenspolitik“
Stellvertretende Vorsitzende von Transparency International über Globalisierung
„Lieferkettengesetz muss europäisch werden“
Designer über Lieferketten in der Modeindustrie
Die große, alte Seltene Erde
Die Mächtigste von uns allen ist unser Planet. Und seine Rache wird grausam sein – Glosse
Fair handeln
Moralische Verantwortung in Handelsketten
Der Kampf um das neue Öl
Lithium entwickelt sich zum wichtigsten Rohstoff der Zukunft – mit verheerenden Folgen
Ein Hauch von Chile ’73
Kapital und Demokratie – zwei Seiten einer Medaille? Wohl eher nicht!
Wiens ökologischer Alleingang
Wien verbietet Glyphosat. Und scheitert an der EU – Vorbild Österreich
Weil sie Frauen sind!
Femizid als Straftatbestand – laut Bundesregierung eine unnötige Differenzierung
„Nie aufhören, die Frau ernst zu nehmen“
Sozialarbeiterin über Femizide
Doppelt unsichtbar
Strukturelle Gewalt gegen Frauen muss endlich beim Namen genannt werden
Gewalt geht gar nicht!
Der Wendepunkt unterstützt Frauen in Krisensituationen
„Trennungen sind der Hochrisikofaktor“
Sozialarbeiter zur Tötung von Frauen durch ihre Partner
Was Frauen wirklich schützt
Politische Programme gegen männliche Gewalt sind zu wenig
Mord im Dunkeln
Lasst Tote sprechen – Glosse
Für ein selbständiges Leben
Der Wuppertaler Verein „Frauen helfen Frauen“
„Frauen werden teils als Besitz angesehen“
Die Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes über Gewalt an Frauen
Codewort gegen Gewalt
Maßnahmen gegen Frauenmorde – Vorbild Frankreich