Wertschöpfung ist mehr als das Anhäufen von Kapital. So viel wurde schnell klar, als sich kürzlich einige Start-up-Unternehmen zu einem Workshop mit dem Titel „Nachhaltige Wertschöpfungskette“ trafen.
Schnell finden die Teilnehmer schöne Umschreibungen, als sie Assoziationen zu dem Begriff „Wertschöpfung“ an eine Pinnwand kleben sollen. „Etwas schaffen, das möglichst wenig Schaden und möglichst viel Nutzen bringt“, hat jemand geschrieben. Ein anderer: „Das möglichst Positivste in allem durchzusetzen.“ Und schließlich bringt es jemand auf die Formel „Aus wenig mehr machen.“
Das Ganze ist Teil des CSR Hub NRW, ein neues Projekt, das junge Unternehmen für das Thema der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung (Corporate Social Responsibility) sensibiliseren soll. In Workshops wie diesem werden Grundkompetenzen in Bereichen wie sozial-ökologisches Lieferantenkettenmanagement oder moderne Organisationsentwicklung vermittelt. Organisiert wird der CSR Hub vom Collaborating Centre for Sustainable Consumption in Wuppertal, einem internationalen Think-Tank, der sich weltweit für nachhaltigeres Wirtschaften einsetzt.
„Gründerinnen und Gründer sind grundsätzlich sehr an der Thematik interessiert“, erklärt Projektmanager Patrick Bottermann. „Man merkt, dass sie für das Thema sehr offen sind und sich sowohl persönlich als auch im Kontext ihres Unternehmens Gedanken machen.“
Doch in der Praxis ist nachhaltiges Wirtschaften in Zeiten der Turboglobalisierung oft gar nicht so einfach, wie sich schnell beim Thema des Lieferantenkettenmanagements zeigt. Wie kann man sicherstellen, dass keine Kinderarbeit im Spiel ist, wenn man seine Produkte in aller Welt bestellt? Wer garantiert, dass faire Löhne gezahlt werden?
Schnell zeigt sich, dass es zwar viele Lösungsansätze gibt, wie man soziale Standards sicherstellt. Von Videokonferenzen mit Lieferanten in Asien, über Zertifizierungen bis hin zu persönlichen Netzwerken. Doch es braucht viel Erfahrung, um im Dschungel des weltweiten Wirtschaftslebens den Durchblick zu behalten.
Ähnlich geht es dem CSR Hub bei seinen anderen Anliegen: Nachhaltiges Wirtschaften richtig zu kommunizieren oder ein sozial-ökologisch verantwortungsvolles Personalmanagement zu garantieren. Bei den grundsätzlichen Zielen herrscht schnell Einigkeit. Doch der Teufel steckt im Detail. Schließlich müssen Starts-ups auch noch Geld verdienen und Investoren finden.
Zwar sei verantwortungsvolles Unternehmertum per se noch kein Faktor der Start-ups bei Investoren attraktiver macht, räumt Projektmager Patrick Bottermann ein. „Allerdings schließen Geschäftsideen, die sozial-ökologische Innovationen vorantreiben, Rendite natürlich nicht aus“, sagt er, und deutet damit an, dass mit nachhaltigem Wirtschaften am Ende alle gewinnen können: Die Unternehmen, genauso wie seine Lieferanten und Mitarbeiter. Und das soziale und ökologische Klima sowieso.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema
Aktiv im Thema
start-green.net | Informations- und Vernetzungsportal grüner Start-ups
ioew.de | Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung vergleicht die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Unternehmen
unternehmensgruen.org | Zusammenschluss von Unternehmen zur Förderung umweltfreundlichen Wirtschaftens
Thema im Oktober: KINDERSEELEN
Neugierig auf die Welt kommen und bleiben?
Wer bin ich? Haben Sie das Kind in sich bewahrt? Schreiben Sie uns unter meinung@engels-kultur.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Neue Präferenzen
Ina Brandes ist neue NRW-Kultur- & Wissenschaftsministerin – Theater in NRW 08/22
Business-Däumlinge mit Schnapsideen
Junge Gründer am globalen Markt – THEMA 09/17 JUNGE POLITIK
„Nachhaltigkeit setzt einen Bewusstseinswandel voraus“
Unternehmerin Marlene Haas über nachhaltiges Unternehmertum – Thema 09/17 Junge Politik
Ab mit den alten Zotteln
Emmanuel Macron zwischen Pose und Zukunftsvision – Thema 09/17 Junge Politik
Europäisches Parlament, mal ernst genommen
Wenn zum Abendessen die politische Neugier des kleinen Sohns erwacht – Thema 09/17 Junge Politik
Guter Muslim, böser Muslim?
Warum wir wirklich um unsere Demokratie Angst haben müssen – Thema 09/17 Junge Politik
Wen Lindner so treibt
Intro – Schöne neue Zukunft
Wir sind nicht überfordert
Teil 1: Leitartikel – Die Gesellschaft will mehr Klima- und Umweltschutz
„So uninformiert können Regierungen gar nicht sein“
Teil 1: Interview – Renate Heurich von Extinction Rebellion über Protest und gesellschaftlichen Wandel
Hinschauen und handeln
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Wuppertaler Intitiative engagiert sich gegen Rechtsextremismus und Frauenfeindlichkeit
Das Gute ist real …
Teil 2: Leitartikel – … mächtige Interessengruppen jedoch auch. Und die bedienen sich der Politik
„Werben für die Gesellschaftsform, von der wir überzeugt sind“
Teil 2: Interview – Politologe Sven Grimm über Veränderungen in der globalen Politik
Vor Ort Großes bewirken
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Köln Agenda und die Zivilgesellschaft
Fortschritt durch Irrtum
Teil 3: Leitartikel – Die Menschheit lässt sich nicht aufhalten. Ihre Wege kann sie aber ändern
„Die Frage, was Menschsein bedeutet“
Teil 3: Interview – Sciencefiction-Expertin Isabella Hermann über Fiktion und Wirklichkeit
Forschung von unten
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Arbeitsgruppe Region West der Plattform Bürger schaffen Wissen
Gemeinsam für gesunde Äcker
Europa-Vorbild: Niederlande – Prämien für die Agrarwende
Besser erzählt
Glosse – Vom verborgenen Kollektiv, das sich die Zukunft ausdenkt
Erst die Tat, dann der Glaube
Intro – Grenzverletzung
Auf dem rechten Auge blind
Verfolgungseifer von Behörden, Politik und Presse gegen Linke – Teil 1: Leitartikel
„Auf den Verfassungsschutz zu setzen, reicht nicht aus“
Sozialpsychologe Andreas Zick über Gefahren durch politischen Extremismus – Teil 1: Interview
Stachel mit Widerhaken
Das Autonome Zentrum an der Gathe lebt linke Werte – Teil 1: Lokale Initiativen
Gefährliche Kanzel-Culture
Für mehr Streit und weniger Feindbilder – Teil 2: Leitartikel
„Mich besorgt die Feigheit der Mitte“
Journalist Ijoma Mangold über Cancel Culture und Diskursgrenzen – Teil 2: Interview
Hass gegen die Presse
Journalistin Corinna Blümel (KJV) über Empörungskultur – Teil 2: Lokale Initiativen