In der Vorweihnachtszeit nimmt das Reparatur-Café in Wuppertal-Heckinghausen eigentlich so richtig Fahrt auf. „Dann, wenn die Menschen ihre Weihnachtsbeleuchtung zusammensuchen. Sie sagen: ‚Eigentlich wollten wir sie nur in Stand setzen, aber irgendwie kriegen wir’s alleine nicht hin‘“, so Initiator Heiko Meins. Im vergangenen Jahr konnte er ihnen nicht helfen, das ließen die Corona-Bestimmungen nicht zu. Der 52-jährige hofft allerdings, die Hilfe zur Selbsthilfe Anfang 2022 endlich wieder anbieten zu können.
Unterstützt wird das Projekt der Initiative „Heckinghausen a(ttra)ktiv“ von der Stadt Wuppertal. Sie stellte vor rund acht Jahren kostenfrei die Räume im Stadtteilzentrum zur Verfügung inklusive kleiner Ecke, um das Werkzeug zu deponieren. Inzwischen ist der Treff Mitglied des Netzwerks „Reparatur-Initiativen“. Die Idee hat sich herumgesprochen und lockt Reparaturwillige aus der ganzen Region an: dem Ennepe-Ruhr-Kreis, Gevelsberg oder Remscheid.
Ein solidarisches Geschäftsmodell
Das barrierefreie Reparatur-Café möchte eine Anlaufstelle für alle sein, besonders jene, die darauf angewiesen sind. „Zu uns kommen Menschen mit einem Föhn für 15 Euro. Den schmeißen andere weg. Warum reparieren sie den? Weil das Menschen aus prekärer Beschäftigung sind, Altersarmut oder Ähnlichem“, erläutert Meins. Ein wertschätzender Umgang, Zusammenhänge einfach erklären, ohne wirtschaftliche Interessen zu verfolgen: Das sind die Grundvoraussetzungen dafür, sich hier zu engagieren. Das Projekt finanziert sich über das Solidarprinzip – wer mehr hat, gibt mehr, wer weniger hat, gibt weniger ins Sparschwein. Aktuell sind die Fachleute, die die Laien anleiten, zu viert. Es dürfen jedoch gern wieder mehr werden.
Vom Smartphone über den PC bis hin zu Fahrrädern, Plattenspielern und Küchenmaschinen hat schon einiges die Reise zum Treff angetreten. „Alles, was man tragen kann, darf man zu uns bringen“, lacht Meins. Was Initiator Meins erstaunt: Dass viele gar nicht mehr wüssten, wie man einen Fahrradreifen flickt. Dabei ginge das schnell und sei ganz einfach. Achtzig Prozent der mitgebrachten Geräte können die Mitarbeiter des Reparatur-Cafés retten. Oftmals ist nicht das Gerät an sich defekt, sondern nur ein Einzelteil. „Das ist die sogenannte geplante Obsoleszenz. Das heißt die Herstellerfirma berechnet, nach welcher Zeit ihr Gerät den Geist aufgibt“, erklärt der Initiator mit elektrotechnischer Ausbildung. Einzelteile können dann nachbestellt und final vor Ort getauscht werden.
Schließung trotz 3G
In Bezug auf die persönliche Impfentscheidung ist das Reparatur-Café in Heckinghausen liberal und möchte den Menschen einen niederschwelligen Zugang erhalten. Mit der Ankündigung kostenpflichtiger Corona-Tests ab Oktober 2021, entschieden die Veranstalter, diese kostenlos und unter Aufsicht vor dem Treffen an allen Teilnehmenden durchzuführen, damit sich jeder sicher fühlen kann. „Sonst würden wir die sozial Schwächsten, denen auch die Impfentscheidung freisteht, ausgrenzen und das wollen wir nicht“, positioniert sich Heiko Meins. Dieses Vorhaben – unter 3G mittels Selbsttests – lehnte die Stadt Wuppertal jedoch ab, weshalb das Reparatur-Café vorerst leider geschlossen bleibt. [Der neueste Stand der Corona-Maßnahmen konnte im Beitrag nicht berücksichtigt werden, d. Red.]
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