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Zur Müllbewältigung braucht es mehr als Technik
Symbolfoto: Image'in / Adobe Stock

Meilenstein Richtung Zero Waste

01. Januar 2022

In Slowenien steht die modernste Müllverwertungsanlage Europas – Europa-Vorbild: Slowenien

In Sloweniens Hauptstadt Ljubljana, weniger als zwanzig Minuten Autofahrt vom Hauptbahnhof entfernt, liegt Europas modernste Müllverwertungsanlage – das Ljubljana Regional Center for Waste Management, kurz RCERO Ljubljana. Der Müll aus über 50 Kommunen kommt jeden Tag hier an, etwa ein Drittel des gesamten Müllaufkommens im Land. Im ersten Gebäudekomplex, gestrichen in einem leuchtenden Orange, werden alle organischen Abfälle gesammelt und kompostiert. Im grünen Gebäude daneben wird der restliche Müll sortiert und aufbereitet. Alles, was sich irgendwie noch verwenden lässt, wird herausgefiltert und entweder recycelt oder zu Kraftstoff verarbeitet. Auf der Deponie landen am Ende weniger als 5 Prozent. Stattdessen werden nach Angaben der Rcero Ljubljana jedes Jahr 60.000 Tonnen Brennstoffe mit unterschiedlichem Heizwert gewonnen, außerdem 35.000 Tonnen Gärreste, die als Dünger verwendet werden, 6.000 Tonnen Holz, 7.000 Tonnen Kompost, 25.000 Tonnen gewonnene Sekundärrohstoffe, 17.000 MWh Strom und 36.000 MWh thermische Energie aus dem gewonnenen Biogas.

EU-Beitritt ausschlaggebend

Das sind beeindruckende Zahlen. Möglich wurden sie dank des Europäischen Kohäsionsfonds – dieser Fördertopf wurde eigens errichtet, um Mitgliedsstaaten mit einer schwachen Wirtschaft beim Aufbau ihrer Infrastruktur zu unterstützen. 77,5 Millionen Euro flossen daraus in das Rcero Ljubljana, das als Vorzeigeprojekt der Initiative gelten kann. 2009 wurde der Beschluss für den Bau gefasst, 2015 ging der letzte Teil der Anlage in Betrieb.

Die Idee entstand jedoch schon viel früher. Mitja Praznik, der Leiter der Anlage, datierte sie zurück auf das Jahr 2000. Im Interview mit Euronews vor zwei Jahren erklärte er, dass der EU-Beitritt Sloweniens den Ausschlag gegeben habe: „Damals mussten viele Gesetzesänderungen im Bereich der Abfallwirtschaft verabschiedet werden. Bis dahin wurden die meisten Siedlungsabfälle deponiert. Nach der neuen Gesetzgebung ging das nicht mehr. Wir mussten anfangen, die Abfälle zu recyceln: Zuerst den Müll trennen und dann der stofflichen und energetischen Verwertung zuführen.“

Tatsächlich wurden nach OECD-Statistik im Jahr 2000 gerade mal 2 Prozent der Anfälle kompostiert oder recycelt. Die Entwicklung, die das Land seitdem durchgemacht hat, ist erstaunlich. Als die Rcero Ljubljana 2015 ihre Arbeit aufnahm, lag die Recyclingquote schon bei 37 Prozent. Danach stieg sie noch einmal rasant an und lag 2019 zuletzt bei 72 Prozent – das übertrifft sogar die vielgelobte Recyclingquote in Deutschland, die zu dieser Zeit „nur“ 67 Prozent betrug. Und dabei wird in Slowenien auch noch deutlich weniger Müll produziert als bei uns.

Mülltrennung schon im Kindergarten

Die Anforderungen der EU mögen den Anstoß für diese Erfolgsgeschichte gewesen sein, doch eine solche Leistung ist nur möglich, wenn auch die Bevölkerung mitmacht: Die meisten Haushalte in Slowenien nehmen das Thema sehr ernst, schon die Kinder lernen in Kindergarten und Schule, wie der Müll richtig getrennt wird.

In Ljubljana wird sogar in den öffentlichen Mülltonnen sortiert – eine von vielen Umweltschutzinitiativen der Stadt, die nicht umsonst zu Europas Grüner Hauptstadt 2016 gekürt wurde. Als erste europäische Hauptstadt überhaupt war sie 2014 dem European Network of Zero Waste Communities beigetreten und hatte angekündigt, bis 2025 die Recyclingquote auf 78 Prozent zu erhöhen und das Müllvolumen auf 60 kg zu reduzieren. Auch wenn für Zero Waste noch einige Anstrengungen notwendig sein werden – der erste Meilenstein ist bereits zum Greifen nahe.


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Carolin Sprick

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