Barney's Version
Kanada/Italien 2010, Laufzeit: 134 Min., FSK 12
Regie: Richard J. Lewis
Darsteller: Paul Giamatti, Dustin Hoffman, Rosamund Pike, Minnie Driver, Rachelle Lefevre, Scott Speedman, Bruce Greenwood, Macha Grenon, Jake Hoffman
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Tragikomisches Drama
Giamattis Glanzstück
„Barney’s Version“ von Richard A. Lewis
Barney Panofsky (Paul Giamatti) ist Produzent einer erfolgreichen Endlos-Telenovela. Vor allem aber ist er Zyniker und dem Whiskey nicht abgeneigt. Außerdem kommt er so langsam in die Jahre. Als ein Polizist ein Buch veröffentlicht, in dem Barney des Mordes an seinem Kumpel Boogie (Scott Speedman) beschuldigt wird, geht Barney in sich und lässt sein Leben Revue passieren. Der Film blickt mit ihm zurück in die 1970er, wo Barney mit seinen Künstlerfreunden Rom und Montreal unsicher macht. Barney heiratet so oft, bis er sich auf der eigenen Hochzeit endlich wirklich verliebt – in die attraktive Miriam (Rosamunde Pike). Kaputte Ehen, verlorene Freunde: Einzige verlässliche Bezugsperson in dem ganzen Chaos bleibt sein Vater (Dustin Hoffman), ein Lebemann, der nichts anbrennen lässt, auf die Etikette pfeift, aber – anders als Barney – im Leben steht und einen Sohn groß gezogen hat. Barney will das auch, am liebsten mit Miriam. Doch die gibt sich vorerst widerspenstig.
Er ist infantil, feige, berechnend, durchschaubar, verantwortungslos, unreflektiert und eigentlich – zumindest was sein Alter angeht - lange kein Kind mehr. Die Rede ist weder vom Mann an sich noch von Stromberg, sondern von Barney Panofsky. Was den TV-Produzenten auf der Leinwand von dem Versicherungsangestellten im TV unterscheidet, ist Barneys unschuldiger Charme, dem die Frauenwelt gern mal erliegt. Weil ihn die Frauen sympathisch finden in seiner Unbeholfenheit und weil über all seinen Macken große Kinderaugen thronen – Paul Giamattis Kinderaugen. Es ist beeindruckend, wie der Schauspieler in der Rolle dieses kurzsichtigen Spötters, dieses tragikomischen Anti-Helden brilliert, wie er die Figur über vier Jahrzehnte hinweg verkörpert. Das ist fern vom Makeup in Sachen Mimik, Gestik, Slapstick eine darstellerische Glanzleistung. Den meisten wurde Giamatti 2005 mit „Sideways“ bekannt, für den er bereits eine Golden Globe-Nominierung einheimste. Für den Titelhelden in „Barney’s Version“ wurde er nun verdientermaßen damit ausgezeichnet.
Der Film, der auf Mordecai Richlers erfolgreichen Roman von 1997 beruht, lässt es hier und da an Spannung missen und zum Ende gleitet er etwas in die Rührseligkeit ab. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der selbstmitleidige Held bis zum Schluss unverbesserlich bleibt. Makel, die man in seinen jungen Jahren noch als Jugendsünde beschmunzelt, erwachsen im fortlaufenden Alter zur tragischen Komponente. In der Konsequenz reift „Barney’s Version“ damit vom Schelmenstück zum Ehedrama. Insgesamt aber wurde der Film von Richard J. Lewis charmant inszeniert, ist durchzogen von schwarzem Humor mit jüdischem Einschlag, verlässt sich aber letzten Endes voll und ganz auf seine Hauptdarsteller. Und das zu Recht. Kleine dramaturgische Makel werden zusätzlich kompensiert durch nette Details: Dustin Hoffman in der Rolle des Vaters ist schlicht eine Freude und dass Regisseur David Cronenberg („Die Fliege“, „History of Violence“) einen Auftritt als Telenovela-Regisseur hinlegt, ist auch nicht ohne.
(Hartmut Ernst)
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