Der große Gatsby
Australien, USA 2013, Laufzeit: 141 Min., FSK 12
Regie: Baz Luhrmann
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Isla Fisher, Elizabeth Debicki, Joel Edgerton, Jason Clarke
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Pompöse 3D-Literaturverfilmung
Geblendeter Blender
„Der große Gatsby“ von Baz Luhrmann
„Der große Gatsby“, der große gesellschaftskritische Roman von F. Scott Fitzgerald. Bestseller, Schullektüre, Weltliteratur – jetzt im Kino in 3D? Wer macht denn so etwas? Baz Luhrmann („Moulin Rouge“) macht es. Wer sonst, wenn nicht jener Regisseur, der 1996 Shakespeares großes Liebesdrama als abendfüllenden MTV-Clip auf die Leinwand zauberte („William Shakespeare's Romeo und Julia“). Leonardo DiCaprio verkörperte damals den Romeo – jetzt spielt er Jay Gatsby. Jenen geheimnisvollen Millionär, der in den 1920er Jahren das Verlangen des New Yorker Jet Sets nach pompösen Partys bedient. Der die Illusionslust der oberen Zehntausend sättigt. Ein einflussreicher Illusionist, der sich unglücklich verliebt und selbst als geblendeter Blender endet.
Die Inszenierung adaptiert die Verblendung als ästhetisches Konzept und entführt in eine glamouröse Welt, in einen opulenten Kosmos jenseits des Weltgeschehens. Die erste Hälfte des Films gleicht einer rauschhaften Musicalbühne: Bis ins Detail exquisit arrangiert, jede Regung der Partygäste scheint durchchoreografiert, Die Welt ist eine Bühne, und das Programm dieser Bühne heißt: Show. In 3D.
Mit diesem überbordendem Look trifft Luhrmann zugleich trefflich den Zeitgeist im Sinne Fitzgeralds: Das Leben als eine einzige, kranke Party. Schampus, Kaviar, Chemical Madness. Alles ist Illusion. Eine Riesenblase, die alle durchschauen außer jene Menschen, die sich darin bewegen.
Wie bereits zu seinem „Romeo + Julia“ pfeift Luhrmann auf Authentizität und lässt seine Prada-Partypeople leben und tanzen zu den synthetischen Klängen zeitgenössischer Musik. Performer wie Jay-Z, Lana Del Rey und Kanye West bestimmen das Score, die Drumm-Machine ist allgegenwärtig. Ein rauschender Clip, der beinahe die gesamte erste Stunde dieses Werks vereinnahmt und irgendwann anzustrengen droht. Noch gerade rechtzeitig aber schwenkt das Over-the-Top-Musical um in ein bewegendes Hochglanz-Melodram: Nick Carraway (Tobey Maguire), der staunende Erzähler und Nachbar Gatsbys, gerät zunehmend in die amourösen Verstrickungen des großen Blenders. Gatsby will Daisy (Carey Mulligan) zurück, in die er sich einst verliebt hatte, die jedoch inzwischen mit Tom Buchanan (Joel Edgerton) verheiratet ist. Ein dramatischer Hahnenkampf entspinnt sich. Nach dem audiovisuellen Overkill bekommt Luhrmann also noch rechtzeitig die Kurve zu den großen Emotionen und vermag zum Ende die dramatische Entwicklung der Vorlage zu transportieren - und damit zu berühren.
Leonardo DiCaprio ist trefflich besetzt in der Rolle des falschen Blaublüters, und Baz Luhrmann eröffnet der zunehmend boomenden cineastischen Dreidimensionalität neue Türen, indem er dem 3D-Film ein neues Genre zugänglich macht. Natürlich ist das alles völlig überinszeniert. Aber es trifft gerade damit den Kern der Vorlage, sieht oft genug gut aus und sollte auch jene ins Kino locken, die Literaturverfilmungen für gewöhnlich als uncool abtun. Fitzgerald rules!
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