Der Kuss des Grashüpfers
Deutschland, Luxemburg, Italien 2024, Laufzeit: 128 Min., FSK 12
Regie: Elmar Imanov
Darsteller: Sophie Mousel, Lenn Kudrjawizki, Adolf El Assal
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Stilisiertes Charakterporträt
Aus dem Gleichgewicht
„Der Kuss des Grashüpfers“ von Elmar Imanov
Man kann es an der Szenerie immer mal wieder erkennen, dass Teile von „Der Kuss des Grashüpfers“ in Köln gedreht wurden. Auch sprechen die Darsteller Deutsch, und dennoch ist dieser Film so gänzlich anders geraten, als man es von vergleichbaren Produktionen gewohnt ist. Das liegt ohne Frage an Drehbuchautor und Regisseur Elmar Imanov, der an die Thematik mit einem gänzlich anderen Blickwinkel herangetreten ist, als dies vermutlich die meisten deutschen Filmemacher:innen getan hätten. Imanov wurde 1985 in Baku in Aserbaidschan geboren und lebt seit seinen Teenagerjahren in Köln. Seit fünfzehn Jahren arbeitet er als Regisseur, hat mit dem Kurzfilm „Die Schaukel des Sargmachers“ an über 100 internationalen Filmfestivals teilgenommen und über 40 Preise gewonnen. Sein Spielfilmdebüt „End of Season“ war gleichermaßen weltweit erfolgreich. Nun hat Imanov mit „Der Kuss des Grashüpfers“ seinen zweiten langen Film inszeniert, der sich auf poetisch-absurde Weise mit Dingen beschäftigt, die dem Filmemacher selbst wiederfahren sind und seine Sicht auf die Welt nachhaltig verändert haben.
In Bernhards (Lenn Kudrjawizki) Leben ist gerade einiges aus dem Gleichgewicht geraten. Mit seiner Freundin Agata (Sophie Mousel) gibt es Probleme, ihre Beziehung droht zu zerbrechen. Auch beruflich läuft es für den Autor gerade nicht so gut. Bernhards Verhältnis zu seinem greisen Vater Carlos (Michael Hanemann) war nie das Beste. Gerade, als sich die beiden Männer wieder langsam etwas näherkommen, erhält Carlos die Diagnose, einen Gehirntumor zu haben, der ohne Operation in den nächsten Monaten zum Tod führen wird. Aber auch die Chancen bei einer OP stehen lediglich 50:50. Vor dem Hintergrund dieser einschneidenden Erfahrungen driftet Bernhard durch den Tag, begegnet dabei immer wieder einem menschengroßen Grashüpfer und flüchtet sich in Tagträume, um der Einsamkeit und seinen Problemen zu entfliehen.
Genau diese absurd-stilisierten Traumwelten sind es, die „Der Kuss des Grashüpfers“ zu etwas Besonderem machen. In ihnen entfaltet Elmar Imanov seine ganz eigene Handschrift, die er selbst als „magisch-realistisch“ beschreibt. Vieles im Film ist tatsächlich sehr lebensnah, wird aber immer wieder durch Unwirkliches konterkariert. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt dabei auch das Sounddesign des Films, das stets auf die handelnden Protagonisten fokussiert und Umgebungsgeräusche weitgehend ausblendet. Mit dem wiederkehrenden Element der Sprachlosigkeit, die die Umwelt, aber auch die zentralen Charaktere betrifft, entsteht so ein ziemlich wortkarger Film mit minimaler Begleitmusik, bei dem die Wahrnehmung des Publikums noch einmal auf ganz besondere Weise geschärft wird. Nicht nur der menschengroße Grashüpfer als Symbol der Andersartigkeit ist dabei ein wirkungsvolles Stilmittel, auch ein Ausflug in die Vergangenheit von Carlos und die Inszenierung einer parallel verlaufenden Kriminalgeschichte wecken in ihrer Originalität Interesse.
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
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