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Stilles Chaos

Stilles Chaos
Italien 2008, Laufzeit: 105 Min.
Regie: Antonello Luigi Grimaldi
Darsteller: Nanni Moretti, Valeria Golino, Isabella Ferrari, Alessandro Gassman, Hippolyte Girardot, Silvio Orlando, Manuela Morabito, Alba Rohrwacher, Kasia Smutniak, Roberto Nobile, Tatiana Lepore

Nach dem Tod seiner Frau kümmert sich der leitende Manager Piedro fürsorglich um seine Tochter. Etwas zu fürsorglich: Er lässt sie nicht mehr aus den Augen.

Man muss ein wenig aufpassen, nicht aus Versehen vom neuen Film von Nanni Moretti („Liebes Tagebuch“, „Der Italiener“) zu schreiben. Tatsächlich ist Antonello Grimaldi der Regisseur von „Stilles Chaos“. Aber nicht nur das Drehbuch stammt von Moretti, er ist auch als Hauptdarsteller omnipräsent: Er tritt in fast jeder Szene auf. Zudem erinnert der Plot sehr an Morettis eigenen Film „Das Zimmer meines Sohnes“ aus dem Jahr 2001. Dort muss er als Psychologe mit dem plötzlichen Tod des Sohnes zurechtkommen – hier ist es der Tod der Ehefrau. Doch der scheint für den von Moretti dargestellten Piedro Paladini gar nicht so sehr das Problem zu sein. Er hat vor allem Angst, nun auch noch seine Tochter zu verlieren.

Piedro hat gerade noch zusammen mit seinem Bruder am Strand zwei ihm fremde Frauen vorm Ertrinken gerettet, da bricht seine eigene Frau im Garten des Ferienhauses völlig unerwartet tot zusammen. Vom einen auf den anderen Tag muss er sich ganz alleine um seine Tochter Claudia kümmern. Geschockt vom plötzlichen Verlust gestaltet er die Fürsorge für die Tochter übereifrig. Mit dem Ende der Schulferien verlegt der TV-Manager seinen Büroalltag zunehmend vor Claudias Schule. Er bringt sie bis zum Schultor, setzt sich dann auf eine schattige Bank auf dem Platz vor der Schule und wartet, bis sie wieder herauskommt. Da er nicht mehr im Büro erscheint, wird er nun auf dem Handy angerufen. Dann kommen die Geschäftspartner persönlich vorbei, um wichtige Besprechungen abzuhalten und schließlich verlagern sich auch seine privaten Verabredungen auf den Platz. Die Tage werden kühler, die Bäume verlieren ihre Blätter, und schließlich fällt der erste Schnee. Der Vater steht immer noch vor der Schule.

Piedros Trauerarbeit läuft ohne Drama ab: Keine Tränen, keine Verzweiflung, nur den ruhigen, wenn auch etwas merkwürdigen Alltag des Witwers begleitet der Film. Aber ebenso ruhig wie unterschwellig humorvoll kratzt die Zeit langsam an Piedros verhärteter Schale, die nach dem Verlust seiner Frau keinen Schmerz nach außen dringen lässt. Dass er mit dem bedingungslosen Schutz für seine Tochter einerseits zu viel für sie, andererseits zu wenig für sich selbst tut, merkt er erst spät. Trotzdem verliert der Film nie an Spannung, weil es hier vor allem um die liebevollen Details und subtilen Andeutungen innerhalb der Geschichte geht. Das schlichte Setting des Platzes lässt die langsamen inneren Veränderungen umso deutlicher erscheinen. Mit großem Gleichmut nähert sich der Film Piedros Verdrängungsprozess, um ihn zu überwinden.

(Christian Meyer)

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