Urlaub vom Leben
Deutschland 2005, Laufzeit: 87 Min., FSK 0
Regie: Neele Leana Vollmar
Darsteller: Gustav-Peter Wöhler, Meret Becker, Petra Zieser, Luisa Sappelt, Philip Stölken, Falk Rockstroh, Lars Rudolph, Anna Boettcher, Gilbert von Sohlern, Philip Kleinke, Gesine Brehmer, Wilhelm Manske, Utz Richter, Jelena Mitschke, Oliver Mommsen, Martin Semmelrogge
Wie seine allmorgendliche Joggingstrecke auf der Tartanbahn verläuft auch das Leben des Sparkassenangestellten Rolf Köster in genau festgelegten Runden. Tag für Tag gehorcht der Familienvater einem präzisen Ablaufplan, bis ihn das Einerlei derart ankotzt, dass sein Körper rebelliert und er sich mehrfach täglich übergeben muss. Als ihn die Übelkeit am Kassenschalter überkommt, verordnet ihm sein Chef eine Woche Urlaub. Seiner Familie davon zu erzählen, findet der Endvierziger nicht die rechten Worte - und geht statt dessen wie gehabt morgens aus dem Haus."Urlaub vom Leben" heißt der erste Spielfilm der jungen Regisseurin Neele Leana Vollmar, doch Momente, die ein Dasein lebendig gestalten, hat Rolf schon lange nicht mehr erlebt. Betretenes Schweigen folgt nicht von ungefähr der Aufforderung seines Arztes, drei Dinge zu benennen, die ihn in seinem Alltag erfreuen. Während seiner Auszeit von der zwanghaften Routine begegnet er der jungen Taxifahrerin Sophie. Sie ist als exaltierte Figur zwar Katalysator für Rolfs neue Wahrnehmungsnuancen, doch lässt Vollmar die beiden keineswegs durchstarten in ein aufregendes Jungbrunnen-Abenteuer. Es genügen Kleinigkeiten wie die unbekannte Musik auf Sophies Autokassette, um Rolfs Bereitschaft für Neues zu wecken und in der Folge einen ehrlicheren Blick auf sein Leben zu wagen. Formal dem Fernsehformat sehr nahe und mit recht holzschnittartigen Nebenfiguren erzählt "Urlaub vom Leben", Vollmars Filmakademie-Diplomfilm, angenehm zurückgenommen von einem in der Sackgasse gelandeten Lebensentwurf, der einst sicher eine solide Familienidylle versprach. Fast verstörend beiläufig klingt dabei an, dass vor allem die beiden Kinder unter der familiären Distanz leiden und selbst sie schon ihre eigenen geheimnisvollen Wege gehen. Ihre befremdlichen Vorlieben für psychische Störungen bzw. einen Helm als unentbehrliches Kleidungsstück, sind stets präsent, ohne je dramatisiert zu werden.
(Kirsten Dyrda)
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