Vor nicht allzu langer Zeit besuchte ich eine Veranstaltung im Konzerthaus Dortmund. An jenem Abend trat die Sängerin Angelique Kidjo auf. Das Konzerthaus befindet sich in der belebten Brückstraße, wo Dortmund sich in seiner ganzen Diversität zeigt. Die volle Vielfalt flanierte draußen. Im Konzerthaus jedoch trat „Africa’s premier diva“, wie das US-Time-Magazin sie nennt, vor einem fast einheitlichen Publikum auf. Ich hatte viele Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund erwartet. Aber: Es waren exakt zwei schwarze Frauen im Konzerthaus. Angelique Kidjo – und ich! Der Rest: Weiß! Mögen nicht-weiße Menschen die Sängerin nicht? Oder lag es an dem Ort, der für viele, die sich nicht dem Mittelschicht-Bildungsbürgertum zugehörig fühlen, nicht einladend genug ist?
Die Zugänglichkeit von Kulturangeboten für breite Bevölkerungsschichten ist ein wichtiger Aspekt einer weltoffenen und multikulturellen Gesellschaft. Eine Stadt, die sich als offen und tolerant bezeichnet, sollte ihren Bürger:innen eine breite Palette an kulturellen Angeboten bieten. Tut sie auch meist. Ausstellungen, Konzerte, Tanz- und Theateraufführungen – über diese Kunstkanäle werden Meinungen und Strömungen aus der Gesellschaft künstlerisch abgebildet und gespiegelt. Die Orte, an denen das stattfindet, sind wichtig, um der Vielfalt der Stimmen Raum zu geben. Hier können sie zu einem mehrstimmigen Chor verschmelzen. Es sind diese Orte, die Bühnen, Museen, Konzertsäle, die zur Integration und Solidarität beitragen können. Vorausgesetzt sie werden von allen Bewohner:innen gleichermaßen besucht.
Wo wir uns wohlfühlen
Auf den Bühnen ist es mittlerweile auch so. Hier treffen sich Künstler:innen aus der ganzen Welt. Diversität lebt. Doch vor den Bühnen bleiben die Menschen in ihren Bubbles. Wir gehen dorthin, wo wir uns wohlfühlen, wo unseresgleichen sind. Für viele „mit Migrationshintergrund“ sind Theater und Museum aber (noch) nicht solche Orte. Andere Ansprachen und Formen der Präsentation sind nötig. Programme müssen mit und nicht nur für gemischte Zielgruppen konzipiert werden. Sicherlich gehört bei vielen Menschen, die diese Orte als die ihren betrachten, ein Umdenken dazu.
Als in der Kunstsammlung NRW die Ausstellung „Fliegen in Verbund mit der Nacht“ von der Schwarzen britischen Künstlerin Lynette Yiadom Boakye lief, besuchte ich sie mit einer Gruppe PoC. Wir wurden fast so angestarrt wie die Bilder, die an den Wänden hingen. Die Besucher:innen waren es scheinbar nicht gewohnt, ein Dutzend schwarzer Menschen im Museum zu sehen. Wir gehörten nicht in diesen Raum – das wurde uns zumindest subtil vermittelt.
Kultur muss nicht teuer sein
Es gibt natürlich auch Menschen, die sich Kultur in der Großstadt schlicht nicht leisten können. Viele kulturelle Veranstaltungen sind teuer und Eintrittspreise stellen eine Hürde dar für Menschen mit geringem Einkommen. Doch Angebote müssen auch für diese Gruppen zugänglich sein. Es gibt einige Initiativen und Projekte, die sich diesem Ziel verschrieben haben und den Zugang zu kulturellen Veranstaltungen erleichtern. In Dortmund und Bochum gibt es für Studierende die Theaterflatrate, die es ermöglicht pro Spielsaison kostenlos zwei Tickets zu bekommen. Und mit der Ruhr-Kultur-Card können für weniger als 50 Euro ein ganzes Jahr lang nicht nur alle 21 RuhrKunstMuseen ohne zusätzliche Kosten besucht werden, sondern man bekommt auch ermäßigte Karten für 13 Bühnen und für Veranstaltungen wie die Kurzfilmtage in Oberhausen oder das Klavier-Festival Ruhr. Das ist Kultur für alle. Wenn das nur alle wüssten!
MUNDWERK - Aktiv im Thema
ccc.de | Der zu Beginn der 80er Jahre gegeründete Chaos Computer Club ist als „größte europäische Hackervereinigung“ etabliert als Kritiker von Computersicherheit und Datenschutz.
upload-magazin.de/43774-smart-cities | Der Upload-Beitrag wägt anhand konkreter „Smart City“-Projekte ab, wie die Digitalisierung Datenschutz und Privatsphäre gefährdet und soziale Ungerechtigkeiten verstärken kann.
zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/455/718 | Suburban-Rezension zum von Sybille Bauriedl und Anke Strüver herausgegebenen Sammelband „Smart City. Kritische Perspektiven auf die Digitalisierung in Städten“.
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