Ohne ihre tatkräftige Mithilfe würde es um das viel diskutierte Leuchtturmprojekt der Region relativ düster aussehen: Zwischen 40 und 70 Personen vom so genannten zweiten Arbeitsmarkt sind täglich rund um die Nordbahntrasse im Einsatz, die der Stadt Wuppertal trotz zahlreicher Einwände von Umweltschützern als kilometerlanges und durchgängig nutzbares Erholungsparadies für Radler, Rollerfahrer, Skater oder Wanderer neue Lebensqualität einhauchen soll.
Koordiniert wird die mehr oder minder freiwillig zusammen gewürfelte Gruppe von der Wichernhaus Wuppertal GmbH, deren Ursprungsorganisation bereits auf das Jahr 1826 zurückgeht. Die gemeinnützige Einrichtung mit der Mitgliedschaft im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland macht sich seit ihrer Gründung 1998 neben der Kinder- und Jugendhilfe beziehungsweise der Straffälligenhilfe speziell um berufliche Integrationsleistungen verdient. Offiziell zu Jahresbeginn 2007 vom städtischen Jobcenter sowie der einflussreichen Initiative „Wuppertalbewegung e.V.“ beauftragt, deckt das in Barmen ansässige Wichernhaus seitdem verschiedene Dienstleistungen von den Pflasterungen bestimmter Streckenabschnitte über Entmüllung und Reinigung der Trasse bis zum Verlegen von Leerrohren für Stromleitungen und Versorgungsträger ab.
Für die fachgerechte Umsetzung ist Gärtnermeister Lothar Bangert (48) von der zuständigen Abteilung Garten- und Landschaftsbau verantwortlich: „Was hier viele Beteiligte über einen so langen Zeitraum gemeinsam stemmen, ist sicherlich ungewöhnlich. Wir erledigen alle Dinge, die so anfallen, oft nach kurzfristigem Zuruf. Dabei ist die Motivation unter den Langzeitarbeitslosen, die sich teilweise erst wieder an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen mussten, sehr hoch – dies belegen unsere internen Umfragen.“ Auch die zustimmenden Worte vieler Spaziergänger registrieren die bei Wind und Wetter fleißigen Wartungstrupps dankbar bis Jahresende sollen sich Bangert und sein Team, deren Mitgliederalter von 18 bis über 60 Jahre reicht und ständiger Fluktuation ausgesetzt ist, vor allem noch an der Tunnelsanierung Dorrenberg beteiligen.
Peter Jung: „Darauf können Sie stolz sein, lassen Sie sich das nicht von Kleingeistern kaputt machen.“
Die identifikationsstiftende Beschäftigungsmaßnahme hält nicht nur Wichernhaus-Aufsichtsratsvorsitzender, Pfarrer Dr. Martin Hamburger, wie in der offiziellen Broschüre „Die Nordbahntrasse“ nachzulesen, für einen Erfolg auf der ganzen Linie: „Aus der steuerlichen Gemeinnützigkeit wird so eine nützliche Investition für die Allgemeinheit. Und aus der angeblichen Gefährdung des ersten Arbeitsmarktes entwickelt sich ebenfalls ein reicher Ertrag: Zahlreiche Aufträge für Handwerk und Firmen entstehen, die es ohne dieses Projekt nicht gegeben hätte.“ Ähnlich hatte es Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) schon bei der Einweihung des ersten Teilstücks am Bahnhof Loh im Juni 2010 den Ein-Euro-Jobbern zugerufen: „Darauf können Sie stolz sein, lassen Sie sich das nicht von Kleingeistern kaputt machen."
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