Die Klimakrise und das Artensterben bedrohen die Biodiversität. Dabei bedarf es zugleich der Biodiversität, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und natürliche Kreisläufe zu erhalten. Die gemeinnützige Stiftung Blühendes Österreich wirkt diesem Artensterben entgegen und fördert mit dem Naturschutzprogramm „Flora“ Biodiversität und nachhaltige Landwirtschaft – über 50 Landwirt:innen nehmen an dem Programm teil.
Knackpunkt Landwirtschaft
Im Februar 2025 wurde weltweit ein hoffnungsvolles Signal gesendet: Im Rahmen der 16. Konferenz der Vereinten Nationen über biologische Vielfalt (COP16) verständigten sich die 196 Vertragsstaaten auf die Finanzierung von Naturschutz, ausdrücklich auch auf Maßnahmen zur Erhaltung und Nutzung der Biodiversität. Bis 2030 soll so der ökologischen Krise, die eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit darstellt, massiv entgegengewirkt werden. Ob dieser Verpflichtung nachgegangen wird, bleibt allerdings zweifelhaft. Bereits im Oktober 2010 hatte sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, bis 2020 das Artensterben aufzuhalten und die Ökosysteme zu stabilisieren – ohne Erfolg.
Die intensive Landwirtschaft trägt erheblich zur Krise bei. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) liegt Österreich beim Schutz der Biodiversität im EU-Vergleich auf dem vorletzten Platz. Die Stiftung Blühendes Österreich merkt an, dass Fördermaßnahmen wie Österreichs Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) Betrieben mit schwächeren Erträgen auch dann kaum zugutekommen, wenn sie ihre Flächen umweltfreundlicher bewirtschaften.
Der Preis der Natur
Im Jahr 2014 gründete die Vogelschutzorganisation Birdlife Österreich und die Rewe International AG das Naturschutzprogramm „Flora“ (Förderung von Landwirt:innen und Organisationen zur Rettung unserer Artenvielfalt), aus dem später die Stiftung Blühendes Österreich hervorgegangen ist. Ziel ist es, unabhängig von landwirtschaftlichen Erträgen den naturschutzfachlichen Zustand einer Fläche zu messen und ihr so einen ökologischen Marktwert zuzuteilen. Dabei werden historisch-kulturelle und sozioökonomische Kriterien wie traditionelle und ökologisch wertvolle Bewirtschaftungsweisen oder die Strukturvielfalt von landwirtschaftlich genutzten Flächen berücksichtigt. Mithilfe eines Bonuspunktesystems wird gemessen, wie groß der Beitrag für den Erhalt der Biodiversität und den Klimaschutz ist. Den Ergebnissen entsprechend werden biodiversitätsfreundliche Betriebe finanziell gefördert. Das Naturschutzprogramm setzt sich landesweit für den Schutz von hochgradig gefährdeten Biotoptypen, Tier- und Pflanzenarten und die Stärkung nachhaltiger Landwirtschaft ein, über tausend Hektar und 28 gefährdete Lebensraumtypen wurden aufgewertet sowie die Bestände von Vögeln, Pflanzen, Amphibien und Reptilien gefördert.
Der Schutz von Biodiversität hat seinen Preis. In Österreich werden durch „Flora“ wichtige Grundsteine für eine nachhaltige Landwirtschaft gelegt. Abzuwarten bleibt, ob die politische Vernachlässigung des Biodiversitätsschutzes aufgearbeitet wird.
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Kampf um Kalorien
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