engels: Herr Thomas, trägt die Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken zum Klimaschutz bei?
Stefan Thomas: Nein, sie bringt eher Nachteile für den Klimaschutz, weil sie den Umbau des Energiesystems hinauszögert. Es lässt nicht nur der Druck nach, in erneuerbare Energien zu investieren, sondern es entsteht auch politischer Druck, die Förderung zu drosseln. Auch die Kraft-Wärme-Kopplung wird durch die Laufzeitverlängerung weniger rentabel. Die Szenarien, die im Auftrag der Bundesregierung erstellt wurden, zeigen, dass mit Laufzeitverlängerung vor allem der Erdgasanteil an der Stromversorgung zurückgeht. Erdgas ist aber der wichtigste Energieträger bei der Kraft-Wärme-Kopplung.
Warum gibt es dann überhaupt eine Laufzeitverlängerung?
Die jetzige Koalition hat sich darauf festgelegt. Durch die Laufzeitverlängerung soll erreicht werden, die Stromkosten möglichst niedrig zu halten.
Werden längere Laufzeiten denn tatsächlich zu niedrigen Strompreisen führen?
Nach den Berechnungen der Studie, die der Regierungsentscheidung zu Grunde liegt, würde die energieintensive Industrie profitieren. Für alle anderen Stromkonsumenten würde der Preis nicht sinken. Die Kernkraftwerke werden in ihrer Sicherheitstechnik massiv nachgerüstet, und das kostet auch Geld. Für viele Verbraucher würde sich der Strompreis ähnlich entwickeln, wenn der alternative Pfad mit Stromsparen durch effiziente Technik, regenerative Energien und Kraft-Wärme-Kopplung beschritten würde.
Werden die Energieversorger von der Regierung gleichbehandelt?
Nein, die Betreiber von Kernkraftwerken werden bevorzugt. Sie müssen nun zwar die Hälfte der zu erwartenden Gewinne, die durch die Laufzeitverlängerung erwirtschaftet werden, an den Staat zahlen. Den Rest aber dürfen sie behalten. So werden die kleinen, dezentralen Energieversorger unter Druck gesetzt.
Was geschieht, wenn in drei Jahren eine grün-rote Bundesregierung den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg durchsetzt?
Dann sind für den Klimaschutz im Stromsektor drei Jahre verlorengegangen. Und sowohl große wie kleine Energieversorger werden auf Jahre keine Planungssicherheit haben.
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