engels: Herr Rauschtenberger, Sie haben den Free-Jazz erfunden?
Dietrich Rauschtenberger: Nein. 1960 habe ich Peter Brötzmann getroffen. Erst haben wir im Duo gespielt, später kam Peter Kowald dazu. Es war eins der ersten Trios in Deutschland und Europa, das Free-Jazz gespielt hat. Aber ich möchte das nicht besonders betonen, meine Rolle war nicht so bedeutend.
Gibt es historische Ursachen, warum in jener Zeit der Free-Jazz populär wurde?
Den Aufbruch der freien Musik muss man im historischen Zusammenhang der Sechziger Jahre sehen, ohne den der Free-Jazz nicht die Bedeutung erlangt hätte. Wir wollten uns von Zwängen befreien, allerdings kam danach der Zwang zur Freiheit.
Das deutsche Free-Jazz-Publikum erlebte ich als sehr rigide.
Das Free-Jazz-Publikum war überall rigide.
Na, Willem Breuker aus den Niederlanden durfte auch lustig sein.
Witzigkeit kann auch zwanghaft sein. Offenheit auch. Wir fanden es früher besonders frei, dass die Holländer keine Gardinen vor den Fenstern hatten. In Deutschland gab es in dem Fall Ärger mit dem Hauswirt. Die Gardinenlosigkeit der Holländer bedeutete auch: Seht her, bei uns ist alles in Ordnung. Und jeder musste mitmachen. Das kann auch ein Zeichen von Unfreiheit sein.
Hat Freiheit auch etwas mit Markt zu tun?
Die DDR war in der westlichen Wahrnehmung total unfrei. Jazzkonzerte waren dort immer ausverkauft, denn Jazz brachte die Botschaft der westlichen Freiheit. Nach der Wende war das schlagartig vorbei. Man brauchte die Freiheit nicht mehr zu hören, man konnte sie jetzt überall kaufen.
Und was ist Freiheit nun für Sie?
Vielleicht geht es um die Freiheit, sich selbst Regeln zu geben. Und wenn man hinterher merkt, dass es dieselben Regeln sind, die schon immer gegolten haben, hat man es wenigstens versucht.
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