engels: Herr Gerhardt, wird Wuppertal mit Fertigstellung der Nordbahntrasse Ökotopia?
Carsten Gerhardt: Wuppertal wird dann zumindest die Stadt mit dem ungewöhnlichsten und attraktivsten Radweg der Welt sein. Es gibt keinen Radweg, der aus so vielen imposanten Bauwerken besteht. Von den 20 Kilometern Gesamtlänge sind über zweieinhalb Kilometer Tunnelbauwerke und über zwei Kilometer Brücken und Viadukte. Das sicher beeindruckendste Viadukt führt in 30 Metern Höhe über die Dächer Barmens. Wenn die Trasse ausgebaut ist, wird sie nachts lichttechnisch in Szene gesetzt werden.
Soll der neue Radweg nur ein Freizeitvergnügen ermöglichen, oder läuten Sie auch eine neue Verkehrspolitik ein?
Für uns ist die Trasse mehr als ein Radweg. Sie ist ein Kristallisationspunkt für Stadt-entwicklung und verbindet die Wuppertaler Stadtteile auf den Nordhöhen. Es entsteht ein ebenerdiger und kreuzungsfreier Weg vor der Haustür von 100.000 Menschen. Sie können, ohne Steigungen bewältigen zu müssen, von den Stadtzentren direkt ins Grüne fahren. Der Weg führt im Osten ohne große Niveauunterschiede zur Ruhr und ist im Westen an das Radwegenetz des Kreises Mettmann angebunden. So schließt die Trasse eine Lücke in einem ansonsten recht gut ausgebauten Radwegenetz in der Region.
Dafür müssen Sie aber bei Fledermäusen den Hausfrieden brechen.
Im Tunnel Schee gibt es in der Tat eine Handvoll Fledermäuse, was uns sehr freut. Der zuständige Gutachter möchte noch weitere Untersuchungen anstellen. Wir sehen dies relativ gelassen. Es gibt zwei Tunnelröhren: Eine Röhre wollten wir schon immer für die Fledermäuse reservieren.
Das Projekt scheitert nicht an den Flattertieren?
Wir hoffen, dass sich bei den Gutachtern und den streitsamen Tierschützern, die im Übrigen innerhalb ihrer Verbände in der Minderheit sind, die Einsicht durchsetzen wird, die gesamte Öko-Bilanz des Projektes zu bewerten. Zehntausende von Tonnen CO2 werden durch die Trasse eingespart werden. Der Gesamtnutzen für die Natur ist ganz eindeutig positiv.
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