engels: Herr Stephan, ist die Schwebebahn reif fürs Museum?
Holger Stephan: Nein, auf keinen Fall. Die Schwebebahn ist das Rückgrat unseres Nahverkehrs.
Aber dieses Rückgrat plagt der Rost?
An fünf Prozent des Gerüstes plagt uns der Rost. 95 Prozent haben wir bereits ausgetauscht. An fünf Abschnitten müssen wir noch arbeiten. Dort ist die Konstruktion über hundert Jahre alt.
Warum überraschten Sie Ihre Fahrgäste mit der Ad hoc-Entscheidung der Stilllegung?
Wir haben die Altkonstruktion immer im Auge behalten. Wir wussten, es gibt statische Mängel. Unsere Gutachter haben gesagt, dass wir, wenn wir auf der sicheren Seite sein wollen, nun 1.000 Bauteile innerhalb kurzer Zeit austauschen müssen. Bei Betrieb ging das nicht.
Aber man muss um die Schwebebahn keine Angst haben? Die Reparatur lohnt sich noch?
Natürlich. Den größten Teil des Gerüstes haben wir schon ausgetauscht, haben dabei schon sehr viel Geld investiert. Es geht quasi nur noch um den Endspurt.
Warum haben Sie nicht gleich alles ausgetauscht?
Es hat eine Reihe von außerplanmäßigen Verzögerungen gegeben: Denken Sie an das Schwebebahnunglück. Unternehmen, die für uns gebaut haben, sind pleite gegangen. Es hat eine Ausschreibung gegeben für das Sonderbauwerk Stütze 100, da gab es nur ein Angebot und das zu einem völlig überhöhten Preis. Wir mussten die Baumaßnahme daraufhin neu ausschreiben. Das alles hat zu Verzögerungen und damit zu der aktuellen Situation geführt.
Eine Straßenbahnschiene zu reparieren ist wahrscheinlich einfacher?
Sicherlich. Konstruktionsbedingt wird auch nicht geschraubt oder geschweißt, sondern genietet. Das kann nicht jeder, hat aber in Haltbarkeit und Fertigung Vorteile.
Könnte die Schwebebahn nicht auch Modell sein für Nahverkehrssysteme in anderen Städten?
Gucken Sie sich mal den Transrapid an. Es ist leichter, Schienen in den Boden zu legen, als sie in den Himmel zu hängen. Ich sehe nicht, dass ein ähnliches Verkehrssystem woanders in größerem Umfang gebaut wird. Das hängt auch mit den für die Stadt typischen topografischen Gegebenheiten zusammen. Die Strecke über der Wupper ist gleichzeitig Hauptverkehrsachse.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Vorwärts 2026
Intro – Kopf oder Bauch?
Noch einmal schlafen
Teil 1: Leitartikel – Ab wann ist man Entscheider:in?
„Zwischen Perfektionismus und Ungewissheit“
Teil 1: Interview – Psychiater Volker Busch über den Umgang mit schwierigen Entscheidungen
Weil es oft anders kommt
Teil 1: Lokale Initiativen – Gut aufgestellt in Wuppertal: Pro Familia berät zu Schwangerschaft, Identität und Lebensplanung
Worüber sich (nicht) streiten lässt
Teil 2: Leitartikel – Wissenschaft in Zeiten alternativer Fakten
„Dass wir schon so viel wissen, ist das eigentliche Wunder“
Teil 2: Interview – Neurowissenschaftlerin Maria Waltmann über Erforschung und Therapie des Gehirns
Über Grenzen hinweg entscheiden
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Experimentallabor Decision Lab Cologne
Mieter aller Länder, vereinigt euch!
Teil 3: Leitartikel – Der Kampf für bezahlbares Wohnen eint unterschiedlichste Milieus
„Glaubwürdigkeit ist ein entscheidender Faktor“
Teil 3: Interview – Sprachwissenschaftler Thomas Niehr über Sprache in Politik und Populismus
Im Krieg der Memes
Teil 3: Lokale Initiativen – Saegge klärt in Bochum über Populismus auf
Keine Politik ohne Bürger
Wie Belgien den Populismus mit Bürgerräten und Dialogforen kontert – Europa-Vorbild: Belgien
Der Marmeladen-Effekt
Eine interaktive Mission durch die Küchentischpsychologie – Glosse
Kli Kla Klacks
Intro – Genug für alle
Die Mär vom Kostenhammer
Teil 1: Leitartikel – Das Rentensystem wackelt, weil sich ganze Gruppen der solidarischen Vorsorge entziehen
„Die gesetzliche Rente wird von interessierter Seite schlechtgeredet“
Teil 1: Interview – VdK-Präsidentin Verena Bentele über eine Stärkung des Rentensystems
Der Kitt einer Gesellschaft
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Landesverband des Paritätischen in Wuppertal
Gerechtigkeit wäre machbar
Teil 2: Leitartikel – Die Kluft zwischen Arm und Reich ließe sich leicht verringern – wenn die Politik wollte
„Je größer das Vermögen, desto geringer der Steuersatz“
Teil 2: Interview – Finanzwende-Referent Lukas Ott über Erbschaftssteuer und Vermögensungleichheit
Gegen die Vermüllung der Stadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Umweltschutz-Initiative drängt auf Umsetzung der Einweg-Verpackungssteuer
Gleiches Recht für alle!
Teil 3: Leitartikel – Aufruhr von oben im Sozialstaat
„Eine neue Ungleichheitsachse“
Teil 3: Interview – Soziologe Martin Heidenreich über Ungleichheit in Deutschland
Klassenkampf im Quartier
Teil 3: Lokale Initiativen – Bochums Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Stahlhausen
Der Staat will zuhören
Wandel im niederländischen Sozialsystem – Europa-Vorbild: Niederlande
Armutszeugnis im Reichtum …
… und alternative Fakten im Wirtschaftssystem – Glosse
Konflikt-Kanzler
Intro – Friedenswissen