Wenn sich der Bühnenvorhang am Abend erstmals öffnet, ist seine Arbeit praktisch erledigt. Seit mittlerweile 15 Jahren setzt Markus Moser als gelernter Maskenbildner die Künstler am Opernhaus Wuppertal – an dem er einst als Praktikant begonnen hatte – optisch perfekt in Szene. Als die bisherige Stelleninhaberin in den Vorruhestand ging, wurde dem 36Jährigen im März 2009 die Abteilungsleitung übertragen. So führt Moser derzeit ein Team von acht Voll- und Teilzeitkräften, wobei ihm neben der handwerklichen Herausforderung eine Rolle besonders behagt: „Meine Funktion als Ausbilder möchte ich nicht missen. Es macht mir viel Freude, jungen Leuten den großen Reiz unseres Berufes zu vermitteln.“ So hat der Remscheider auch einen Sitz im Prüfungsausschuss Maskenbildner in Köln. Zu den Grundvoraussetzungen für angehende Azubis gehört mittlerweile eine abgeschlossene Friseurlehre: „Der geschulte Umgang mit den Haaren ist bei der täglichen Verwandlung von Künstlern oder Sängern natürlich ein Muss.“
Zwischen 40 und 60 Arbeitsstunden werden für eine täuschend echte Kopfpracht veranschlagt
Zu seinem Beruf gehört das ständige Pendeln zwischen Werkstatt-Arbeit und Proben-Kontrolle, Dienstplan-Einteilung und Budget-Überwachung. Monotonie kann bei den unterschiedlichen Stücken auf dem Spielplan eigentlich nie aufkommen. Nach liebevoll angefertigten Stirnglatzen für „König Lear“ arbeiten Moser und seine Mitarbeiter derzeit unter anderem an den Perücken für die Oper „Griechische Passion“. Zwischen 40 und 60 Arbeitsstunden werden für eine täuschend echte Kopfpracht veranschlagt. Um rechtzeitig im Vorfeld die benötigten Materialien bestellen zu können, findet ein reger Kontakt mit den Ausstattern, beziehungsweise den Regisseuren statt. „Wir verstehen uns als individuelle Berater in fachlicher Sicht. Außerdem berücksichtigen wir die Eigenheiten der Darsteller für unsere Überlegungen“, sagt Moser, der seine frühere Begeisterung für schrille Masken in Fantasy- und Horrorfilmen längst erfolgreich zum täglichen Brötchen-Erwerb genutzt hat.
Gerade an Spieltagen geht es in den Räumlichkeiten der Wuppertaler Bühnen zwischen Pinseln, Töpfchen, Farben und Spraydosen entsprechend munter zu. Etwa 40 Minuten pro Darsteller stehen den eingeteilten Maskenbildnern zur Verfügung. „Am Ende muss das Gesamtbild stimmen“, so Moser. Obwohl er schon im Job permanent an Gipsabdrücken feilt oder über neueste Varianten für künstliche Falten grübelt, kann der Experte für anspruchsvolle Verwandlung auch in seiner Freizeit nicht aus seiner Haut: Dann bastelt Moser mit Vorliebe an beweglichem Holzspielzeug und baut Kupfer-Figuren.
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