engels: Frau von Winterfeld, wird das Thema Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr eine noch größere Rolle spielen?
Uta von Winterfeld: Das ist angesichts der Finanzkrise wahrscheinlich. Allerdings verhindert die Angst vor Arbeitslosigkeit oft eine andere Frage. Um welche Art von Arbeit handelt es sich überhaupt? Die Krise auf dem Arbeitsmarkt eignet sich wunderbar, die Frage nach der Qualität der Arbeit nicht zu stellen. Plakativ formuliert: Arbeit verwandelt mit zunehmender Geschwindigkeit Rohstoffe in Müll – oder recyclingfähiges Material. Es gibt außerdem viele andere Arbeiten neben der Erwerbsarbeit, zum Beispiel die Versorgungsarbeit. Diese ist eine Voraussetzung dafür, dass Erwerbsarbeit überhaupt existieren kann. Von den sozialen und ökologischen Qualitäten der Arbeit, von sorgenden oder die Natur pflegenden und gestaltenden Tätigkeiten ist aber in der öffentlichen Diskussion nicht die Rede.
Der Kauf eines neuen Flachbildschirms erscheint attraktiver als ein Spaziergang mit Oma?
Der Wert der Arbeit sollte, bildlich gesprochen, weniger auf dem Marktplatz und dafür mehr im Rathaus verhandelt werden. Wir brauchen eine politische Diskussion, welche Arbeit welchen Wert für die Gesellschaft hat. Dazu muss ich das System der sozialen Sicherung ändern. Je weiter man sich von der Erwerbsarbeit entfernt, umso schlechter funktioniert die soziale Sicherung. Das ist unlogisch. Eigentlich müsste es umgekehrt sein. Stattdessen gab es in den letzten Jahren viele Einschnitte ins soziale Netz.
Wer soll weitere Sozialleistungen bezahlen?
Hier stellt sich die Frage nach dem Steuersystem. Im Moment wird der Faktor Arbeit stark besteuert, Ressourcenverbrauch und Kapital als die anderen Faktoren von Produktion werden gering besteuert. Das muss sich ändern.
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Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
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„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
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Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
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Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 3: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse
Einig im Treten
Intro – Arbeitskämpfe