engels: Herr de Bruyn-Ouboter, wie wichtig ist die Adlerbrücke für Wuppertal?
Hans Joachim de Bruyn-Ouboter: Die Adlerbrücke ist die älteste aus Stahl gebaute Wupperbrücke. Man hat 1868 noch nicht genau gewusst, wie man Stahlbrücken baut und die Statik von Holzbrücken übernommen. Schon deshalb ist sie so einzigartig.
Warum entzündet sich der Protest der Bürger gerade an einer Brücke?
Wuppertal ist auch eine Flussstadt, geprägt durch die Wupper und ihre Flussaue. Vom Berliner Platz bis zum Zoo liegen an dieser rund zehn Kilometer langen Stadt- und Urbanitätsachse die meisten wichtigen Stadtviertel, Gebäude und Institutionen. Ein zentraler Teil Wuppertals ist deshalb unsere Brückenlandschaft, die noch gar nicht richtig entdeckt wurde, weil die Wupper noch zu wenig in das Stadtbild integriert ist. Die Adlerbrücke ist zudem Teil der Kulturinsel Barmen mit Opernhaus, Historischem Zentrum und Barmer Bahnhof, der zum Kulturbahnhof umgebaut wird.
Wie sehen Sie die Zukunft der Wuppertaler Brücken?
Es droht ein Dominoeffekt. Gefährdet sind alle Wupperbrücken, die für den Verkehr nicht zwingend notwendig sind.
Die Stadt erklärt, sie hat kein Geld und hofft auf bürgerschaftliches Engagement. Ist das realistisch?
Bürgerschaftliches Engagement ist immer gut. Aber die Erhaltung von Brücken, erst recht von stadtbildprägenden Brücken, ist die Pflichtaufgabe einer funktionierenden Stadt. Die Bürger sollen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement für die Sahne auf dem Kaffee sorgen und nicht die Erbsensuppe finanzieren.
Die Kritiker des geplanten Abrisses sagen, dass das Renommee der Stadt auf dem Spiel steht. Ist dieses Argument berechtigt?
Wuppertal ist völlig überschuldet. Viele junge qualifizierte Menschen wandern ab. Die Stadt hat große Probleme, Investoren zu halten und neue zu gewinnen. Die Attraktivität des Stadtbildes ist von zentraler Wichtigkeit für das Image der Stadt und die Identität der Bürger mit ihrer Stadt – also deutlich mehr als nur ein weicher Standortfaktor. Der Abriss der Adlerbrücke entspräche – bildlich gesprochen – nicht dem Ziehen eines Backenzahns. Da schlüge man aus dem Gesicht der Stadt einen Schneidezahn heraus.
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Kampf um Kalorien
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Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
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Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
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Die Natur und wir – Glosse
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Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
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Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 3: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse
Einig im Treten
Intro – Arbeitskämpfe