Als Erhard Ufermann vor zehn Jahren den Kulturverein „bandfabrik“ ins Leben rief, stieß seine Idee zwar auf Zustimmung, gleichzeitig aber auch auf große Skepsis. Langerfeld sei einfach zu abgelegen. Doch genau das wollte Ufermann ja: eine Einrichtung, die Kunst und Kultur aus der Innenstadt heraus in die Teile der Städte holt, in denen die Menschen leben – fußläufige Kultur eben. Außerdem wollte Ufermann mit dem Verein marginalisierten Menschen eine Anlaufstelle bieten. Als „Knastpfarrer“ war der studierte Theologe 19 Jahre lang in der JVA Wuppertal tätig und hat Inhaftierten mit kulturellem und künstlerischem Schaffen geholfen, sich aus ihrer Isolation zu befreien. „Die Menschen bekommen mit kultureller Arbeit die Möglichkeit, sich auf kreative und innovative Weise auszudrücken und neu zu integrieren“ sagt Ufermann. Deshalb arbeiten seither Haftentlassene, aber auch Langzeitarbeitslose und Drogenabhängige auf ehrenamtlicher Basis in der bandfabrik. Trotz des großen Engagements ist die Arbeit aber alles andere als einfach. Auf niedrigstem finanziellen Niveau kämpft die bandfabrik seit Jahren ums Überleben.
Langzeitarbeitslose und Drogenabhängige arbeiten ehrenamtlich in der Bandfabrik
Projektbezogene Förderungen bekommt der Verein zwar, aber oft reichen die Mittel gerade, um die Portokosten für Einladungen zu decken. „Die Stadt hat noch nicht begriffen, dass nicht nur Hochkultur die Lebensqualität steigert und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden ist, sondern auch die Freie Szene sehr viel Potential bietet, das es zu unterstützen gilt.“ Selbstverständlich weiß Ufermann, dass es weder kleine noch große Kultureinrichtungen leicht haben. „Aber es muss ein Umdenken stattfinden“, meint er, „solange bis zur Bewegungsunfähigkeit gespart wird, wird nichts passieren – leider werden daran aber auch die Wahlen nichts ändern.“ Ans Aufgeben denkt in der bandfabrik trotz allem niemand: Mit Unterstützung der Stadtsparkasse, einigen Einzelhändlern und der großen Hilfe der ehrenamtlich Beschäftigten feiert der Verein vom 6. bis 9. August seinen 10. Geburtstag – am Rand von Wuppertal und mit viel außergewöhnlicher Kultur.
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Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
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„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
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Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
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Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
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Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
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Die Natur und wir – Glosse
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 3: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse
Einig im Treten
Intro – Arbeitskämpfe