engels: Frau Wagenknecht, wie unterscheidet sich Ihr Verhältnis zur EU von dem Verhältnis, das die CSU zur EU hat?
Sahra Wagenknecht: Es unterscheidet sich grundlegend. Die Kritik der CSU und auch der CDU kommt eher aus einer nationalkonservativen Richtung. Ich kritisiere die EU nicht nationalistisch, sondern von links. Die EU-Verträge setzen auf Neoliberalismus, Privatisierung und Deregulierung. Diese Konzepte sind in der Krise grandios gescheitert.
Weitverbreitet ist hierzulande die Sicht, dass Deutschland andere EU-Länder alimentiert.
Das ist eine verkürzte Sichtweise. Deutsche Konzerne haben von der EU gewaltig profitiert. Deutschland hat enorme Exportüberschüsse ins EU-Gebiet erwirtschaftet. Gleichzeitig haben viele deutsche Großunternehmen in EU-Billigstandorten Produktionsstätten errichtet. Der Steuerzahler muss diese Politik aber finanzieren. Insgesamt kommt durch die EU mehr Geld nach Deutschland als herausfließt. Nur gibt es in unserem Land wenige, die davon profitieren, und viele, die zahlen.
Sie unterstützen mit Ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der EU nicht die Nationalstaaterei?
Im Gegenteil. Gerade ein neoliberaler EU-Vertrag wie der Lissabon-Vertrag trägt dazu bei, dass sich Menschen von der Idee der europäischen Integration abwenden.
Ihre Vision für ein rotes Europa?
Ich unterstütze ein integriertes Europa. Es muss aber unter sozialen Vorzeichen stattfinden. Europa muss Armut bekämpfen, öffentliches Eigentum fördern, soziale Mindeststandards einklagbar festlegen.
Sind Sie die Parlamentarierin, die den Parlamentarismus ablehnt?
Wenn ich ihn ganz ablehnen würde, hätte ich mich nicht wählen lassen. Meine Erfahrungen im Europaparlament zeigen aber, dass positive Veränderungen nur zu erreichen sind, wenn es außerparlamentarischen Druck gibt.
Was haben Sie mit NRW zu schaffen?
1998 habe ich in Dortmund kandidiert. So habe ich viele Kontakte, auch freundschaftliche Beziehungen. Ich war in den letzten Jahren viel in Brüssel und Straßburg, und jetzt suche ich gerade eine neue Wohnung in Düsseldorf.
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Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
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„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
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Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
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Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
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Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
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Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
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Die Natur und wir – Glosse
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Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 3: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse
Einig im Treten
Intro – Arbeitskämpfe