
Freud – Jenseits des Glaubens
USA, Großbritannien, Irland 2023, Laufzeit: 110 Min., FSK 12
Regie: Matt Brown
Darsteller: Anthony Hopkins, Matthew Goode, Liv Lisa Fries
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Philosophische Betrachtungen über das Leben
In der Götterhöhle
„Freud – Jenseits des Glaubens“ von Matthew Brown
Es ist ein spannendes Gedankenexperiment, das Mark. St. Germain zur Grundlage seines Theaterstücks „Freud’s Last Session“ machte, das 2009 in Pittsfield, Massachusetts, seine Uraufführung erlebte und in den beiden darauffolgenden Jahren seinen Weg nach New York fand. Es ist verbürgt, dass der österreichische Arzt und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud noch kurz vor seinem Tod im September 1939 einen Professor aus Oxford in seinem Londoner Exil empfing. Dass es sich dabei tatsächlich um C.S. Lewis (1898-1963) gehandelt haben könnte, der kurze Zeit später durch seine Bücher weltbekannt wurde (am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben sind seine „Chroniken aus Narnia“), ist zwar lediglich Spekulation, eröffnet St. Germain aber eine wahre Fülle an möglichen Gesprächsthemen zwischen den beiden recht unterschiedlichen Intellektuellen. Matthew Brown („Die Poesie des Unendlichen“) hat zusammen mit Mark St. Germain ein Drehbuch aus dem Bühnenstück gezimmert und dieses nun stargespickt in Szene gesetzt. „Freud – Jenseits des Glaubens“ ist dabei Vergangenheitsbewältigung, Analysesitzung und Geschichtsfilm gleichermaßen.
Professor C.S. Lewis (Matthew Goode) ist von Oxford nach London gereist, um sich mit Sigmund Freud (Sir Anthony Hopkins) zu treffen, der in der britischen Hauptstadt sein Exil gefunden hat. Der Zweite Weltkrieg hat sich gerade auch auf Großbritannien ausgeweitet. Ein Bombenalarm unterbricht das Gespräch zwischen den beiden hochgebildeten Männern ebenso wie die anhaltenden Schmerzen des Psychoanalytikers, der unheilbar an Mundkrebs erkrankt ist. Nicht nur wegen seines unmittelbar bevorstehenden Todes beginnt Freud, mit Lewis über den Glauben zu diskutieren. Freud ist Atheist, Lewis hingegen seit kurzem christlicher Apologet. Aber auch die Psychoanalyse und die Dämonen der Vergangenheit kommen immer wieder zur Sprache, denn Lewis ist noch von seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg traumatisiert, während Freud ein äußerst schwieriges Vater-Tochter-Verhältnis zu Anna Freud (Liv Lisa Fries) unterhält, die mit ihm nach London geflohen ist. Es ist ein intellektuelles Vergnügen, sich mit Hilfe von Mark St. Germains ausgeklügelten Dialogen in die Gedankenwelt dieser beiden recht gegensätzlichen Männer hineinzuversetzen, die mit ihren unterschiedlichen Ansichten nicht hinterm Berg halten und rasch in ein fruchtbares Streitgespräch verfallen. St. Germain und Brown nutzen darüber hinaus auch das Umfeld der beiden wegweisenden Köpfe des frühen 20. Jahrhunderts, um ein stimmiges Bild von deren intellektuellen Kreisen zu zeichnen. Tagespolitik und Zeitkolorit weben die Filmemacher eher zurückhaltend, dabei aber nicht weniger präzise in diese letzte Sitzung des Psychoanalytikers ein. Ohne Frage trägt auch wieder Sir Anthony Hopkins’ präzises und nuancenreiches Spiel in der Titelrolle dazu bei, dass man bei diesem dialogreichen Diskurs auch durchweg trefflich unterhalten wird.

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