Herr Wichmann von der CDU
Deutschland 2003, Laufzeit: 75 Min., FSK 0
Regie: Andreas Dresen
Geht bloss wählen!
mr. kurtzman (168), 25.04.2003
Andreas Dresen knallt uns wieder mal direkt den Spiegel vors Gesicht. Herr Wichmann kämpft für frischen Wind im Bundestag. Wenn ich nicht wüsste, dass dieser Beitrag ein Dokumentarfilm wäre, könnte ich mich auch unbefangen kaputt lachen. Aber grosse Sch..., dieser Film ist real. Es tat stellenweise richtig weh, was dieser Wahlkämpfer von sich verzapft hat. Mitleid für wen?! Für Wichmann? Vor lauter Profilierungssucht wusste diese Person nicht mal wofür er kämpfen sollte, sondern nur gegen wen und hatte leider kaum ernsthafte Argumente an die Leute rübergebracht. Stattdessen wagte er es bei Kaffee und Kuchen alten Menschen die Stimme zu ?erkaufen?, indem er denen eine Berlin-Tour verspricht, wenn man ihn wählt. Wie dumm können Möchtegern-Politiker (auch noch vor laufender Kamera) sein? Wunderbar, wie ihm die Natur immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte mit seinen ewig dahinflatternden Prospekten. Er hatte wohl doch etwas gegen frischen Wind.
Das DIN-A-0-Trauma
Colonia (683), 09.04.2003
Im Dokumentarfilm "Herr Wichmann von der CDU" von Regisseur Andreas Dresen kämpft besagter 25-jähriger Herr Wichmann in seinem Wahlkreis in der Uckermark (Brandenburg) für ein Bundestags-Direktmandat. Kein leichtes Unterfangen in der traditionell "roten" Uckermark bei Wahlverdruss und 25 % Arbeitslosigkeit. Genau genommen ein von vornherein völlig aussichtsloses Unterfangen, denn - und das weiß auch Herr Wichmann - noch nie hat in der Uckermark die CDU auch nur einen einzigen Wahlkreis gewonnen. Warum er dennoch diesen Wahlkampf, den er aus eigener Tasche finanzieren muss, auf sich nimmt, bleibt dem Zuschauer verborgen. Hohe Ziele? Ideale? Die Motivation bleibt im Dunkeln. Ebenso die Person hinter dem Wahlkämpfer Wichmann, denn der Film ist kein Porträt. Dafür zeigt er mit röntgenhaftem Blick die Mühlen einer langweiligen und depremierenden Tretmühle Wahlkampf jenseites der Metropolen und noch jenseitiger der großen Politik-Namen. Wichmann gibt sich ganz als Phrasendrescher und antwortet Volkes (meistens hohler) Stimme mit nichts als Banalitäten. Wirklichen Inhalt vermittelt er in seinem Wahlkampf nicht. Der sehr bestimmten Aussage eines Passanten "Ich bin rechtsradikal." hat er nichts als "Vielleicht überlegen Sie das sich noch mal." entgegen zu setzen. An keinem Punkt findet eine Auseinandersetzung statt. Das ist entlarvend, bisweilen zum Schreien komisch und Realsatire pur. Und so ist "Herr Wichmann von der CDU" nicht nur ein fantastisch gut beobachteter, sondern auch ein kurzweiliger und vergnüglicher Film. Fast Mitleid erregend sind Szenen, in denen Wichmann immer und immer wieder von den A0-Plakaten seines Erzfeindes Meckel von der SPD sermont oder der beständige Kampf Mensch und CDU-Sonnenschirm gegen den Wind. Auch das gemeinsame Absingen der Nationalhymne mutiert zur Realsatire. Wir lernen: Politik ist ein mühsames Geschäft und jede Stimme zählt. Ansehen!
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