Kafka
Frankreich 1991, FSK 16
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Ian Holm, Jeremy Irons, Jeroen Krabbé, Joel Grey, Theresa Russell
Biografie und Literatur
Kinokeule (541), 05.05.2005
Anfänglich stand ich diesem Film etwas skeptisch gegenüber. Eine Verquickung von Kafkas Romanen mit seiner tatsächliche Lebensgeschichte? Angesichts des komplexen literarischen Werkes, welches vielen Definitionen standhält erschien mir dieser Film zum Scheitern verurteilt.
In nur 90 Minuten wird dann auch noch eine spannende Verschwörungsgeschichte erzählt. Und alles zusammen funktioniert in diesem wunderbaren Film tatsächlich. Wer die großen Romane von Kafka gelesen hat, entdeckt in jeder Minute eine neue Anspielung, ohne das etwas bruchstückhaft wirkt. Die Kameraeinstellungen, Musik und das Licht sind fantastisch und Jeremy Irons eine Wucht.
Soderbergh hat sein ambitioniertes Vorhaben wirklich klasse umgesetzt (5 Sterne).
Wahrlich kafkaeske Hommage
yoerk (103), 02.11.2004
Der kränkelnde Kafka arbeitet in einem höchst autoritären Betrieb als Versicherungsangestellter. Als sein Kollege Eduard zu einem geheimnisvollen Schloss gerufen und anschließend unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird, wird der passive Kafka - ganz gegen seine Gewohnheit - zur Aktion gedrängt. Mutig schließt er sich einer Untergrundbewegung an und lernt die hübsche Gabriela kennen, für die er heimlich schwärmt. Als jedoch immer mehr Leichen gefunden werden und Gabriela auch noch verschwindet, überwindet Kafka seine Angst und Apathie und besucht schließlich selbst das geheimnisvolle Schloss. Dort macht er eine grausige Entdeckung.
'Kafka' ist keine reine Biographie oder Literaturverfilmung. Der Film vermischt jedoch einige literarische Kafka-Themen (Der Prozeß, Das Schloss) mit biographischen Elementen (Kafkas Arbeit, seine Krankheit). Da 'Kafka' außerdem im wunderbar in schwarz-weiss gefilmten Prag spielt (lediglich die Szenen im Schloss sind in Farbe) und Jeremy Irons einen sehenswert verstörten Kafka abgibt, sollte man sich diesen zu Unrecht relativ unbekannten Film nicht entgehen lassen.
In weiteren Rollen: Theresa Russell, Ian Holm, Armin Müller-Stahl
Kafka träumt schlecht
Colonia (683), 02.11.2004
Es gab in den 90er Jahren einige Begegnungen mit Kafkas Werken in Kino und TV. "Kafka" machte 1991 den Anfang. Grundlage ist jedoch keine seiner Geschichten oder gar seine Biografie, wie der Titel vermuten ließe, sondern eine eigentlich fiktive Figur namens Kafka. Verarbeitet wurden lediglich Fragmente von Kafkas Werken und einige biografische Notizen.
Teils trifft der Film den Ton Kafkas gut, ist wahrlich kafkaesk und ein Highlight für Verschwörungstheoretiker, teils sieht er aber auch aus wie ein x-beliebiger Edgar-Wallce-Streifen der 60er Jahre. Insgesamt ist "Kafka" ein gelungenes Experiment, das vor allem durch die schwarz-weiß-Bilder besticht. Und Jeremy Irons in der Hauptrolle wirkt ganz wunderbar in diesen altmodisch anmutenden Szenerien.
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