Liebesleben
Deutschland 2007, Laufzeit: 114 Min., FSK 16
Regie: Maria Schrader
Darsteller: Neta Garty, Rade Serbedzija, Tovah Feldshuh, Stephen Singer, Ishai Golan, Aryeh Moskona, Caroline Silhol, Assi Dayan, Clara Khoury
Eine verirrte Frau gerät an einen geheimnisvollen Mann, der Lücken in ihrer Vergangenheit schließt.
Alles nahm seinen Anfang, als Maria Schrader vor rund sieben Jahren gefragt wurde, ob sie die israelische Autorin Zeruya Shalev auf Lesereise begleiten wolle, um deren Roman "Liebesleben" vorzustellen. Sie lehnte zunächst ab, da sie das Buch nicht kannte, aber irgendwann griff sie doch danach, las einige Zeilen - und seitdem hat es sie nicht mehr losgelassen. Aus der Lesereise wurde doch noch etwas, und als die Autorin sie in deren Verlauf fragte, ob sie Lust habe, es zu verfilmen, fühlte sich Maria Schrader geehrt und griff zu.
Bei der Umsetzung ließ ihr die Autorin von Beginn an alle Freiheiten, denn beide waren sich darin einig, dass ein Roman nie in allen Facetten auf der Leinwand erfasst werden kann. Und so konzentriert sich Schrader vor allem auf die erotische Obsession ihrer Hauptfigur, ohne jedoch die familiären Bezüge aus dem Auge zu verlieren. Denn diese sind es schließlich, die den Schlüssel zu diesem Film liefern und ihn aus der Darstellung einer reinen "amour fou" herausheben.
Lara begegnet Arie zum ersten Mal im Haus ihrer Eltern, wo dessen Besuch nach drei Jahrzehnten Abwesenheit bei ihrer Mutter auf wenig Begeisterung stößt. Von Beginn an fühlt sich die junge Frau erotisch zu ihm hingezogen. Sie beginnt, sich ihm quasi aufzudrängen und der fast doppelt so alte Arie geht - eher gelangweilt - darauf ein. Obwohl Lara bewusst ist, damit ihre Ehe aufs Spiel zu setzen, versucht sie nicht, von dieser Obsession loszukommen - auch wenn sie durchaus wahrnimmt, dass Aries Interesse allenfalls sexueller Natur ist und dieser sie oft genug bewusst demütigt. "Du bist jung und hungrig, ich bin alt und satt", stellt Arie nüchtern und zutreffend fest. Doch erst als Lara dahinter kommt, welche Rolle Arie im Leben ihrer Eltern spielt, erkennt sie, dass sie ihren eigenen Weg gehen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen muss.
Die Herausforderung für Maria Schrader in dieser Literaturverfilmung lag vor allem darin, die im Roman durch die Ich-Perspektive vermittelte innere Welt der Protagonistin dem Zuschauer erfahrbar zu machen. Denn nur so kann dieser die emotionale Emanzipation nachvollziehen, die Lara durchmacht und letztlich die Essenz von Roman und Film ausmacht. Dies gelingt ihr durch eine einfühlsame Regie mit einer eigenen Handschrift, die Gedanken in Handlung umsetzt, und nicht zuletzt mit Hilfe der jungen israelischen Theaterschauspielerin Neta Garty, die die in ihrer Figur steckende Kraft und gleichzeitige Verletzlichkeit adäquat umzusetzen vermag.
(Anne Wotschke)
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