Maybe Baby (2000)
Großbritannien/Frankreich 2000, Laufzeit: 104 Min.
Regie: Ben Elton
Darsteller: Hugh Laurie, Joely Richardson, Adrian Lester, James Purefoy, Tom Hollander, Joanna Lumley, Dawn French, Emma Thompson, Rachael Stirling, Matthew Macfadyen
"Der Schuft" , denkt sich Jaqueline Bisset in Francois Truffauts "Die amerikanische Nacht", als sie entdeckt, dass der Regisseur ihre privaten (Liebes-)Probleme am Set schamlos ins Film-Script einfließen lässt. In eine ähnliche Situation gerät Lucy (Joely Richardson) nun im Spielfilmdebüt des englischen Comedy-Erfolgsautors Ben Elton, als sie entdeckt, dass ihr Mann Sam (Hugh Laurie) heimlich ihr Tagebuch liest, um daraus Ideen für sein erstes Filmdrehbuch abzukupfern. Nur dass Sams Vertrauensbruch auf einer sehr intimen Ebene stattfindet und ihre bisher scheinbar perfekte Ehe gehörig ins Wanken bringt. Sam und Lucy, ein gutaussehendes Ehepaar wie aus dem Hochglanz-Prospekt für "Schöner Wohnen", Beide trendy im Medien-Business tätig: Er als TV-Redakteur für Comedy-Sendungen, Sie in einer Casting-Agentur. Im Bett wie im Büro klappt es bestens - also eigentlich kein Grund zum Klagen. Wären da nicht die kleinen Spermen, die nicht dahin "schwimmen" wollen, wohin es sich die beiden wünschen: zur "Grundsteinlegung" einer eigenen Famile. Also versucht man es neben den altmodischen Verführungskünsten auch mit neumodischem Schnick-Schnack wie Aroma Therapien , Sex an magischen Orten wie Stonehege und schließlich sogar mit künstlicher Befruchtung. Doch längst ist der Sex zum Selbstzweck verkommen und als Sam ins Kinderfernsehen strafversetzt wird und Lucy sich in den jungen Schauspieler Carl (James Purefoy)verliebt, kriselt es gewaltig. Sam rettet mit der Verfilmung ihres Unfruchtbarkeits-Problems seinen Job, verliert daraufhin aber Lucy an Carl. Aber da Ben Elton letzten Endes mit der Unmoral nur kokettiert, gibt es doch noch ein moralisches Happy-end. Man merkt der Inszenierung deutlich Eltons Erfahrungen als TV- und Theater Regisseur und Autor an. Auf der einen Seite sind die einzelnen Sketche nur notdürftig mit dem dünnen Handlungsfaden verbunden, auf der anderen Seite hat er seine Darsteller bis in die Nebenrollen fest im Griff. Was vor allem bei einem immer zum Chargieren neigenden schauspieler wie Rowan Atkinson alias Mr. Bean positiv auffällt, dessen schrille Frauenarzt-Nummer er nie in die Peinlichkeit abgleiten läßt. Auch mit Sams hindernisreichen Samen-Transporten verfällt er nicht in die Tiefen derzeitigen Fäkal-Humors, sondern erledigt sich mit britischem Understatement der delikaten humoristischen Hürde. Und manchmal blizt in den Dialog-gefechten zwischen Sam Und Lucy so etwas wie alte Screwball-Herrlichkeit auf, was vor allem am ausgelassen-symphatischen Spiel der beidfen Hauptdarsteller liegt. Das sogar Emma Thompson für eine kleine Rolle als abgehobene Esoterikerin gewonnen werden konnte, spricht eigentlich für das Vertrauen, dass man Ben Elton bei seinem Spielfilm-Debüt entgegenbrachte, auch wenn ihm die Dialoge noch ungleich besser von der Feder gehen, als ihm ihre Umsetzung in Kino-Bilder gelingt. Es dauert hat eine Zeit, bis man den "schlechten" Einfluss des Fernsehens überwindet. Immerhin ist "Maybe Baby" ein kleines Versprechen...
(Rolf-Ruediger Hamacher)
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