Moulin Rouge
USA/Australien 2001, Laufzeit: 126 Min., FSK 12
Regie: Baz Luhrmann
Darsteller: Nicole Kidman, Ewan McGregor, John Leguizamo, Jim Broadbent, Richard Roxburgh, Garry McDonald, Jacek Koman, Matthew Whittet, Kerry Walker
Postmodernes Musical
Ein australischer Traum
„Moulin Rouge“ von Baz Luhrmann
Lassen wir uns nicht täuschen. Eine historisch belegte Geschichte des legendären Pariser Tanzkabaretts Moulin Rouge wird hier nicht erzählt. Baz Luhrmanns "Moulin Rouge" ist mit seiner Glamourwelt der amerikanisch angelegte und mit anachronistischen Elementen bestückte Traum eines Australiers von einem Pariser Vergnügungslokal um 1900: ein schrilles postmodernes Musical, zugleich Komödie und romantisches Melodram, das sich munter durch die Popgeschichte zitiert.
Nach Motiven des Orpheus in der Unterwelt ersann Luhrmann seine Story. Dass sie nicht gut ausgeht, ist von Beginn an klar, wenn sich die Kamera über die Pappmaché-Kulisse von Paris bis ins Hotelzimmer des jungen Autors Christian zoomt. Dort sitzt er, inzwischen recht verlottert, an der Schreibmaschine, um noch einmal in seine eigene Vergangenheit und die 'Unterwelt' des Moulin Rouge einzutauchen und seine große Liebe auferstehen zu lassen. Und von dort werden wir ins Moulin Rouge geleitet, wo er dessen Star Satine kennen und lieben lernt. Während die schöne Kurtisane sich dem 'Show must go on-Prinzip' zu beugen und zur Sicherung der Nachtclub-Finanzen ihre Verführungskünste am reichen, fiesen Duke zu erproben hat, ersinnt Christian bereits ein Musical, das sich als Musical im Musical entlang der Filmhandlung erst entspinnt.
Nach "William Shakespeare's Romeo und Julia" inszeniert Baz Luhrmann erneut höchst artifiziell. Wie eine überladene Kitschsouvenirtheke wirkt sein Film bisweilen, vor allem wenn die Stadtkulisse sich als Puppenhaus um den übermächtigen Vergnügungstempel gruppiert. Und drinnen gilt: The show goes on. "Moulin Rouge" ist ein Schwelgen in Klamauk und Kitsch, ein Exzess aus Farbe und Musik, der als rauschende Leinwandrevue glänzend funktioniert. Dabei bezieht die temporeiche Studioproduktion ein Höchstmaß an Identifikation aus den unzähligen Hits der Musikgeschichte, die hier zu Potpourris vereint werden - kurz angespielt und neu bearbeitet, ob Police's "Roxanne" als Tango-Drama oder Madonnas "Like A Virgin" als Verführungsnummer mit Kultpotential. Mit hohem Wiedererkennungswert, Witz und Selbstironie sind derlei Beigaben nicht nur effektvolle Spielerei, sondern treiben zudem das Geschehen voran.
Der australische Regisseur, der in seiner Heimat mit Opern und Musicals Erfolge feierte, nennt sein Filmschaffen selbst "Roter-Vorhang-Kino": Die Zuschauer sollen nie vergessen, dass sie einen Film sehen. Und - so möchte man hinzufügen - sich im Sessel zurücklehnen nach dem Motto: "Here we are now, entertain us!" - auch wenn Kurt Cobain dabei anderes im Sinn hatte.
(Kirsten Dyrda)
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Sterben
Start: 25.4.2024
Der Junge, dem die Welt gehört
Start: 2.5.2024
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
Alien: Romulus
Start: 15.8.2024
Das Licht
Start: 17.10.2024
Hagen
Start: 31.10.2024
„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24
„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
„Zufriedenheit ist eine innere Einstellungssache“
Stefan Gorski über „Ein ganzes Leben“ – Roter Teppich 11/23