Karin Viard hat es nach über 30 Schauspieljahren und drei Césars für die Beste Haupt-, bzw. Nebenrolle endgültig geschafft, in die erste Reihe der französischen Leinwand-Stars aufzusteigen. Im Debüt-Spielfilm „Maria träumt - Oder: Die Kunst des Neuanfangs“ von Lauriane Escaffre und Yvo Muller beweist Karin Viard mit ihrem charismatischen Spiel wieder einmal, dass sie das schon längst verdient gehabt hätte. Ein Hausmeister und eine Reinigungsfrau entdecken ihre Gefühle füreinander. Es ist einfach erfrischend mit anzusehen, wie im Zusammenspiel mit ihrem Film-Partner Grégory Gadebois die Chemie stimmt und beide der alltäglichen Liebesgeschichte jenen Charme verleihen, der so typisch ist für das französische Kino. Verfeinert wird diese delikate Romanze mit den einschmeichelnden Kompositionen von René Aubry und den stimmungsvollen Bildern von Antoine Sanier: Genau das Richtige, um beschwingt ins neue Filmjahr zu starten!
Ein Stummfilm-Haudegen hat seinen Zenit überschritten. Eine Nachwuchsschauspielerin erwächst zum Star. Ein mexikanischer Best Boy liebt das Kino und will mitmischen. Hollywood, die ausgehenden 1920er Jahre: Der Stummfilm ist ein Auslaufmodell, weil der Film ab jetzt singt und spricht. Das Ende einer Ära, das viele mit sich herab reißt, aber neue Chancen birgt – und Herausforderungen. Der amerikanisch-französische Regisseur Damien Chazelle („La La Land“) führt uns in seinem neuen Werk „Babylon – Im Rausch der Ekstase“ durch den Backstagebereich Hollywoods: Er lässt neben Bad Language ungeschminkt Blut und sonstigen Körpersaft fließen. Richtig abgefahren wird es dann, wenn es raus geht in die bergige Steppe aufs Dreh-Areal, ein durchgetakteter Chaos-Spielplatz voller Minisets und Massenszenen, in der gefilmt wird was das Zeug hält. Chazelle tanzt leichthändig und mit hohem Tempo durch die Kulissen des Genres und navigiert seine Figuren atemlos durch das ewige, schlaflose Chaos, durch das Nonstop, durch Höhenflug und hohen Fall, und ständig kollidiert etwas und geht zu Bruch im Hintergrund. Die Sinne kommen nicht zur Ruhe, so bleiben drei Stunden Kurzweil.
Das Leben ist gefüllt von Konflikten. Jeden Tag stehen wir vor Entscheidungen. Vor profanen, vor existenziellen. Konflikte, die es bis auf die Theaterbühnen schaffen. Shakespeares Hamlet hadert. Hamlet entscheidet. So wie Slawik, Katja, Roman, Rodion und Oksana. Fünf Ukrainer:innen, die ihre Kriegserfahrungen in der Folge der Maidan-Revolution auf der und für die Bühne reflektieren. Kampferfahrung, Folter, Sexismus, Homophobie – und die individuelle Entscheidung, der man sich aussetzt oder ihr gewaltsam ausgeliefert wird. Der Kampf für, die Zweifel an, die Entschuldigung für eine Entscheidung: „Das Hamlet Syndrom“ von Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski ist ein intensives Porträt einer traumatisierten Generation, die gerade Russlands Angriffskrieg ausgesetzt ist. Einblicke in ein menschliches Dilemma. Und in die Möglichkeiten der Bühnenkunst.
Außerdem neu in den Kinos in Wuppertal und Úmgebung: Craig Borehams schwule Liebesgeschichte „Lonesome“, B.J. Novaks rabenschwarze Komödie „Rache auf Texanisch“ und Jason Moores Hochzeit-im-Eimer-Komödie „Shotgun Wedding“.
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