engels: Herr Werner, muss Arbeit neu definiert werden?
Götz Werner: Diese Frage können Sie den einzelnen Menschen überlassen. Wichtig ist, dass Menschen Arbeit finden, die für sie wichtig ist. Daher setze ich mich für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ein, denn es eröffnet einen Freiraum, den jeder nutzen kann, um zu zeigen, was er kann. Dies würde unsere Gesellschaft enorm dynamisieren.
Böse Stimmen sagen, bereits Hartz IV alimentiert mehr die Tabak- und Alkoholindustrie als die Hilfsbedürftigen.
Hinter solchen Äußerungen verbirgt sich ein zynisches Menschenbild. Wenn die Menschen frei sind von Existenzängsten, sind sie in der Lage, ihre schöpferischen Potentiale einzubringen. Immer wenn ein Mensch bedroht wird, arbeitet er unter seinen Möglichkeiten.
Das Geld für ein Grundeinkommen ist da?
Geld ist die Folge von der Güter- und Dienstleistungsmenge, die wir hervorbringen, nicht die Ursache. Das wird oft verkehrt herum gesehen.
Gibt es speziell für die ehemaligen Schwerindustriezentren in NRW eine Zukunft?
Sie stellen diese Fragen nur, weil Sie denken, dass Geld durch Arbeit entsteht. Das ist nicht immer der Fall. Uns bedroht dieses Dogma der Kopplung von Arbeit und Einkommen. Wenn wir Kohle auf Halde fördern, Stahl und Autos produzieren, die niemand haben will und dabei noch unsere Umwelt zerstören, entwickelt sich die Wirtschaft zu einer beschäftigungstherapeutischen Veranstaltung. Wir benötigen ein radikales Umdenken. Der Einzelne braucht ein Einkommen. Wenn er ein Einkommen hat, kann er eine für ihn sinnvolle Tätigkeit ergreifen.
Ich traue mich jetzt gar nicht mehr, nach Opel zu fragen.
Wenn Sie an Ihrem Paradigma festhalten, habe ich einen Vorschlag. Lassen Sie die Autos zusammenbauen und anschließend wieder auseinanderbauen. Dann wieder zusammenbauen und wieder auseinanderbauen. Besser kann Recycling nicht funktionieren. Bei allem Leid, das die Krise schafft, birgt sie auch eine Chance. Sie zeigt uns, dass wir nicht mehr die Knowhow-Frage stellen müssen, sondern die „Know-why“-Frage.
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Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
Teil 1: Leitartikel – Warum wir bald in Seegräsern und Pilzen wohnen könnten
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Von Autos befreit
Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 3: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse
Einig im Treten
Intro – Arbeitskämpfe