engels: Herr Pinkwart, gibt es einen Widerspruch zwischen der Unabhängigkeit der Forschung und der Unterstützung seitens großer Unternehmen?
Prof. Dr. Andreas Pinkwart: Nein, im Gegenteil. Enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, außeruniversitären Forschungsinstituten und den Unternehmen ist unverzichtbar – und zwar für alle Seiten. Dass in den vergangenen drei Jahren in Nordrhein-Westfalen 19 neue Spitzenforschungsinstitute, High-Tech-Labore und Denkfabriken eingerichtet wurden, zum Teil mit Millionenförderung aus der Industrie, ist keine Gefahr, sondern ein Qualitätsschub. Weil bei all diesen Kooperationen mit Hochschulen völlig klar ist: Die Forschung ist frei, und die Forschungsergebnisse frei zugänglich.
Wie unterscheidet sich Ihre Wissenschaftspolitik von der Ihrer Vorgängerin?
Unser Job ist es, für Forschung und Entwicklung optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Für mich kommt es auf zwei Dinge an: Geld und Freiheit. Mit dem Hochschulfreiheitsgesetz haben die Hochschulen erstmals die Möglichkeit, frei über Personal-, Organisations- und Finanzfragen zu entscheiden. Zugleich haben unsere Hochschulen heute pro Jahr eine halbe Milliarde Euro mehr zur Verfügung als 2005. Bei der Innovationsförderung konzentrieren wir uns auf vier Zukunftsfelder. Trotz angespannter Haushaltslage haben wir die Förderung für diese Technologien um 25 Prozent gesteigert, auf rund 600 Millionen Euro in diesem Jahr. Die Gießkanne haben wir in den Schuppen gestellt, wir versuchen, das Geld so effektiv einzusetzen wie nur möglich.
Darf alles erforscht werden oder gibt es auch ethische und weltanschauliche Grenzen?
Natürlich gibt es Grenzen für Forschung, die auch in Gesetzen klar festgelegt sind. Ich bin allerdings dagegen, Forschung aus ideologischen Gründen zu beschränken. Manchmal ist das auch dumm: Denn selbst wenn ich gegen Kernenergie bin, darf ich doch nicht die Entsorgungsforschung einstellen, wie Rot-Grün das hier versucht hat. Ich finde es auch widersinnig, wenn wir mit deutschen Steuergeldern in der EU die Stammzellforschung fördern, unsere deutschen Wissenschaftler aber an diesen EU-Projekten nicht teilnehmen dürfen.
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Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
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„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Von Autos befreit
Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 3: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse
Einig im Treten
Intro – Arbeitskämpfe