Nahezu schlagartig hat sich das Bild der Innenstädte gewandelt: Einerseits sind merklich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs. Andererseits schützen sich hier viele mit Handschuhen und Masken. Das Tragen letzterer ist in Geschäften und im Nahverkehr mittlerweile gar verpflichtend. Und auch der Verbrauch von Desinfektionsmitteln ist rasant gestiegen. Auslöser für diese Verhaltensweisen, die zum Jahreswechsel noch für Verwunderung gesorgt hätten, ist bekanntlich der Ausbruch der Covid-19-Pandemie.
Für Krankenhäuser sind solche Hygienemaßnahmen keineswegs neu. Aus gutem Grund, schließlich ist dort die Ansteckungsgefahr – insbesondere durch sogenannte Krankenhauskeime – potentiell immer präsent. Multiresistente Bakterien, die sich nicht von den gängigen Antibiotika abtöten lassen, könnten auf Patienten übertragen werden, die sich in einer besonders anfälligen Phase befinden, etwa weil sie frische Operationswunden haben.
Im deutschen Gesundheitswesen spielt die Aktion Saubere Hände eine wichtige Rolle dabei, das Bewusstsein für die Bedeutung von Hygienemaßnahmen zu fördern und konzentriert sich dabei – wie der Name erahnen lässt – besonders auf die Handhygiene. Das Bündnis ist 2008 im Rahmen der WHO-Kampagne „Clean Care is Safer Care“ und mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums entstanden. Seit 2014 ist es eigenständig. Auch in Wuppertal sind mehrere Krankenhäuser im Rahmen der Aktion aktiv, unter anderem das Helios Universitätsklinikum.
„Die wichtigste und beste Vorbeugung gegen die Verbreitung von gefährlichen Keimen ist eine gute Hygiene“, erklärtDr. Felix Giebel, leitender Arzt der Abteilung für Krankenhaushygiene im Helios. Besonders wichtig sei dabei die Handhygiene weil etwa „90% aller Erreger über die Hände übertragen“ werden. Folglich lasse sich festhalten: „Je ‚sauberer‘ die Hände bei den Tätigkeiten sind, in denen Keime die Gelegenheit haben, in einen geschwächten Körper zu gelangen, desto besser ist der Schutz.“ Offenbar hat man sich im Helios an diese Leitlinie gehalten. Denn jüngst wurde man von der Aktion Saubere Hände mit einem goldenen Zertifikat ausgezeichnet. Dafür, so berichtet Giebel, müsse eine Einrichtung ihre Mitarbeiter unter anderem in der Händedesinfektion schulen, Aktionstage zur Thematik durchführen und den Händedesinfektionsmittelverbrauch messen. Für das goldene Zertifikat muss letzterer höher sein als bei 75 Prozent der anderen teilnehmenden Häuser. Über die Auszeichnung, die im Februar 2020 überreicht wurde, freut sich Giebel: Er ist „sehr stolz auf diese Auszeichnungen und auch auf das Engagement meines Teams.“
Übrigens sei man angesichts der gegenwärtigen Situation ebenfalls gut gerüstet: Man halte sich an den Pandemieplan der Landesregierung und habe zudem Operationen, die nicht dringlich sind, verschoben, „umzusätzliche Kapazitäten für die Behandlung von schwer verlaufenden Covid-19-Erkrankungen zu schaffen“, sagt Giebel. So sei das Personal bislang (Stand: Ende April) auch nicht überfordert. Einbußen in der Hygienequalität seien gleichermaßen nicht zu beklagen.
So schrecklich die Pandemie auch sein mag, hat sie zumindest ein Gutes bewirkt: In Deutschland wird seit März 2020 deutlich mehr Wert auf Handhygiene und Infektionsschutz gelegt. Die erlernten Verhaltensweisen auch nach einem Abklingen der Pandemie nicht gleich wieder zu vergessen, kann sicher nicht schaden. Die Aktion Saubere Hände würde da nicht widersprechen.
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