Unter der Corona-Bedrohung hat sich das Leben auch in Deutschland einschneidend verändert. Ein positiver Effekt bei aller Belastung und Betroffenheit ist, dass sich einige Probleme im Gesundheitssystem nicht mehr leugnen lassen, nicht zuletzt die Situation des vielfach unterbezahlten und überlasteten Krankenhauspersonals. Wie könnte es besser laufen?
Da ist beispielsweise der Ansatz des Gesundheitsladens Köln, der die Bedürfnisse und Anliegen seiner Patienten innerhalb einesdemokratischen Gesundheitssystems stärken möchte.Geschäftsführer Gregor Bornes beobachtet zwar eine Überlastung des Personals in den Krankenhäusern, im Vergleich zu anderen Ländern sei Deutschland aber gut vorbereitet. Trotzdem droht in Köln im Zuge des Kliniksterbens die Schließung der Klinik Köln-Holweide. Siewurde zu einem Covid-19-Schwerpunktkrankenhaus umfunktioniert.
Diverse Politiker fordern nun, die Klinik zu erhalten. Auch Bornes unterstützt es, dass Krankenhäuser in Notzeiten vorübergehend helfen. Ihm ist wichtig,Covid-19 ernst zu nehmen, findet aber grundsätzlich, dass die Qualität des Gesundheitssystems wichtiger istals die bloße Quantität der Krankenhäuser.Er kritisiert zudem die Privatisierung der Gesundheitsversorgung: „Wer Gewinne machen will, spart an Personal und Ausstattung. Die Globalisierung trägt dazu verschärfend bei: Wenn einfache Dinge wie Masken oder Sprays billig und ohne Vorratshaltung in China produziert werden und derzeit in Deutschland nicht zu haben sind, entsteht ein Problem, das erheblich zu denken gibt.“
Covid-19 stellt die Gesellschaft vor weitere Herausforderungen. Verbreitet ist der Einwand, Digitalisierung schade. Die Touchpad-Generation gehe nicht hinaus in die reale Welt, leide an Sonnenmangel, Bewegungsmangel oder an Depressionen. Der Rat lautet: spazieren gehen und den Kontakt zu anderen Menschen suchen. Ein Paradoxon aus Corona-Zeiten ist, dass nun auch ältere, häufig vereinsamte Menschen zu Kontakteinschränkungen verpflichtet werden.Bornes stellt auch das anonyme Sterben infrage, denn dieAbschottung kann bis zur Beerdigung gehen.
Schützt die digitale Welt eher die analoge Realität? Mit dieser Frage befasst sich das Digital Hub Cologne, das mittelständische Unternehmenbei der Digitalisierung unterstützt.„Für viele ist Corona eine echte Herausforderung“, so Mike Schnoor, Leiter der Kommunikation.Die Einschränkungen durch die Auflagen und das Home-Office seien groß. Viele hätten darüber hinaus Angst, ihre Daten freizugeben, wurde in der Vergangenheit doch nicht selten vor deren Missbrauch gewarnt. Schnoor klärt auf, dass es durchaus digitale Ansätze gibt, die sich mit Datenschutz kombinieren lassen. Sein Tipp lautet, einen gesunden Mittelweg zu finden: nicht naiv mit seinen Daten umzugehen, aber auch nicht grundsätzlich alles Digitale zu verteufeln. Speziell bei den Deutschen beobachtet er jedoch eine grundsätzlicheSkepsisgegenüber Neuem:Ob es das Tragen von Masken betreffe oder Untersuchungen per virtueller Sprechstunde.
Digitale Gesundheit kann eine innovative Lösung sein, auf lange Sicht aber nicht die einzige. Das gilt auch für das Home-Office. Beide Experten sind sich einig, dass nach einiger Zeit die menschliche Komponente fehle – Gespräche, gemeinsame Pausen, soziale Aktivitäten – und dass die Kontaktsperre auch zu körperlichen Problemen führen könne.Schnoor fasst zusammen: „Wir sind Menschen, keine Maschinen.“
Aktiv im Thema
bundesgesundheitsministerium.de/mdk-reformgesetz.html | Infos des Ministeriums mit Kurzvideo, Zusammenfassung und Gesetzestext.
mdk-nordrhein.de | Versicherte haben direkten Kontakt mit dem medizinischen Dienst, z. B. zur Beantragung von Pflegegraden oder Beratung zur Arbeitsunfähigkeit.
bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichungen/produkte/beratungsberichte/2019/2019-bericht-krankenhausabrechnungen-durch-die-krankenkassen-der-gesetzlichen-krankenversicherung | Kritischer Bericht des Bundesrechnungshofs über Krankenhausabrechnungen durch die GKV.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Händewaschen auch nach Corona
Aktion Saubere Hände in Wuppertal
Klinikpersonal sieht den ganzen Menschen
Anthroposophischer Ansatz im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
Die Zeit der hirnfressenden Besserwisser
Bald in einem Krankenhaus in Ihrer Nähe? – Glosse
Im Wettlauf gegen den Keim
Stehen wir vor der post-antibiotischen Ära?
„Große Lücken im Kampf gegen Keime“
Infektiologe Peter Walger über die Gefahr multiresistenter Erreger
Freiwilligkeit statt Zwang – Vorbild Schweden
Unorthodoxes Krisenmanagement
Kranke sind keine Kunden
Covid-19 verdeutlicht einen 30-jährigen neoliberalen Irrweg
Wuppertal will Hauptstadt werden
Der Runde Tisch Fairer Handel
Offene Türen
Das Allerweltshaus in Köln-Ehrenfeld
Geteiltes Risiko ist halbes Risiko
Dortmunder Lernbauernhofsetzt auf Verbrauchernähe
Für ein selbständiges Leben
Der Wuppertaler Verein „Frauen helfen Frauen“
Gewalt geht gar nicht!
Der Wendepunkt unterstützt Frauen in Krisensituationen
#WeSitWithYou
Koreanerinnen erinnern an sexualisierte Kriegsgewalt
Gymnastik mit Gefühl
Der Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie Köln
Erste Hilfe beim Einstieg in den Ausstieg
Die Drogenhilfeeinrichtung Kick in Dortmund bietet Betreuung und Konsumräume
Die unterschätzte Gefahr
Das Blaue Kreuz Wuppertal zeigt Wege aus der Sucht
Die Retter des Grüngürtels
Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ gegen die Baupläne des 1. FC Köln
Systemstörungen gegen das Artensterben
Extinction Rebellion gegen Klima-Kollaps und Wachstumswahnsinn
Es muss Wahlkampfthema werden
„Osterholz Bleibt“ will Abholzung verhindern
Dialog statt Zensur
Das Medienprojekt Wuppertal gibt Menschen eine Stimme
Gesicht der Zivilgesellschaft
Zusammenschluss mehrerer Initiativen für ein „Kölner Haus der Demokratie“
Ratgeber bei Angst und Verschwörungswahn
Die Sekten-Info NRW erfährt seit Corona verstärkten Anlauf
Der Wuppertaler Mauerfall
Ein Bürger warnte vor Mängeln am Döppersberg
Lebensmittel und Menschen retten
Die Wuppertaler Tafel hilft seit 25 Jahren