Der Klimawandel ist ein globales Thema, er lässt sich trotz aller nationalen Grenzen nicht aussperren. Deshalb sind Lösungen wichtig, die alle Staaten gleichermaßen mit einbeziehen. Auch innerhalb der EU. Doch wer bleibt in Europa Vorreiter in Sachen Energiewende nachdem Deutschland ins Mittelfeld zurückgefallen ist? Frankreich? Nein. Hier stehen die meisten Atomkraftwerke. Vielleicht Polen? Ganz sicher nicht. Das Land will den Klimawandel mit Kohle befeuern.
Die Dänen begannen hingegen schon früh, auf Windkraft zu setzen. Bis 2050 will der Staat nördlich von Deutschland zu 100 Prozent erneuerbar sein und damit frei von fossilen Energieträgern. Zunächst gab es hier infolge der Ölkrise von 1973 Überlegungen, in die Atomenergie einzusteigen. Seitens der dänischen Regierung stand der Bau von einem Kernkraftwerk alle zwei Jahre im Raum. Doch eine starke Anti-AKW-Bewegung stellte sich dem entgegen. In der Folge verpflichtete sich die Regierung 1985 gesetzlich, auf Atomstrom zu verzichten. Ein Jahr später gab es bereits 1200 Windkraftanlagen. Das macht es dem Land in punkto Energiewende leicht, hohe Ziele anzusteuern. Dazu kommen weitere Windparks, der Umbau von Kohlekraftwerken auf Biomasse und Kraft-Wärme-Anlagen auf Biogas-Basis. Dazu kommt auch eine hohe Besteuerung fossiler Energieträger.
Eine klare Linie, die auch dazu geführt hat, dass der primäre Energieverbrauch seit den 70er Jahren nicht gestiegen ist, obwohl die Bevölkerung wuchs. Anreize gibt es vom Staat: Wer im privaten Haushalt Strom spart, bekommt bares Geld.
2011 betrug der Windkraftanteil an den erneuerbaren Energien in Dänemark nahezu ein Drittel, rund 41 Prozent betrug der Gesamtanteil. In sehr windreichen Nächten kann es inzwischen zur Stromüberproduktion kommen, mitunter mit bis zu 140 Prozent des Strombedarfs. Sie wird z.B. nach Norwegen transportiert und dort in Wasserkraftwerken gespeichert. In windärmeren Zeiten kann Dänemark dann auf gespeicherten Strom aus Wasserkraftwerken zurückgreifen.
Doch, auch wenn Dänemark pionierhaft vorangeht, es gibt Gegenspieler innerhalb der EU. Die Visegrád-Gruppe zum Beispiel, also Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn sind nicht dafür bekannt, die Klimapolitik der EU voran zu bringen. Polen beispielsweise ist der Ansicht, dass die Energiewende in nationalen Parlamenten besser aufgehoben sei als bei der EU – und versucht damit, Konzepte wie das Winterpaket zu stoppen. Das soll eigentlich die Versorgungssicherheit über die nationalen Grenzen der EU-Staaten gewährleisten, so wie Dänemark es in Fällen der Überproduktion bereits heute praktiziert. Das hätte den Vorteil, dass innerhalb der EU weniger Kraftwerke gebraucht würden und die Kosten für Verbraucher insgesamt sinken würden.
Sicher: Man kann sein eigenes Süppchen kochen. Doch, wer in Zeiten des Klimawandels nur national denkt, der wird an seine Grenzen kommen.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema
Aktiv im Thema
pik-potsdam.de | Das renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung untersucht den Klimawandel wissenschaftlich-anspruchsvoll. Ausgewählte Aufsätze gibt’s zum Download.
klimanavigator.de | Klimaforschung gebündelt und zu allgemeinverständlichen Dossiers zusammengefasst.
klimafakten.de | Die Seite für jeden, der sich für Auseinandersetzungen mit Klimawandel-Skeptikern wappnen und mit Argumenten vorbereiten will.
Wie wollen wir (über)leben: Was machen Sie persönlich im Alltag anders?
Klimaschutz am Küchentisch? Zukunft jetzt!
Schreiben Sie uns unter meinung@engels-kultur.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
„Ein Schachzug der Justiz“
Biologin Yvonne Grabowski über ihre Erfahrungen als Klimaaktivistin – Spezial 06/25
Keine Jugendbewegung bleiben
Die Fridays for Future-Zentraldemo in Aachen – Spezial 07/19
Nicht nur hinter den Ohren grün
Fridays for Future – internationaler Klima-Protest in Köln – Spezial 03/19
Das Klima zwischen Wille und Blödheit
Gemeinsames Vorgehen in der Klimafrage? Schön wär's. – THEMA 12/17 PRIMA KLIMA
Zusammen absaufen oder schwimmen
Ist der Klimawandel auch zu etwas nütze? – Thema 12/17 Prima Klima
„Erneuerbare Energien werden sich ökonomisch durchsetzen“
Reimund Schwarze über langfristigen Klimaschutz – Thema 12/17 Prima Klima
Standfester Baum-Cocktail
Das Arboretum im Burgholz testet Baumarten auf Klimatauglichkeit – Thema 12/17 Prima Klima
Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Nach dem Beton
Teil 1: Leitartikel – Warum wir bald in Seegräsern und Pilzen wohnen könnten
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Von Autos befreit
Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 3: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 3: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen