Zu Beginn des neuen Schuljahres müssen die Schülerinnen und Schüler in Wuppertal kaum mit Veränderungen rechnen. Nicht nur, weil die Politiker im sogenannten Sommerloch eher keine Entscheidungen treffen, sondern auch, weil sich fast alle Beschlüsse im Düsseldorfer Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen zur Schulpolitik erst auf das Schuljahr 2011/12 beziehen. Nur die Abschaffung der Kopfnoten wird schon zu den nächsten Halbjahreszeugnissen wirksam sein. Drei Noten weniger. Klingt nicht nach viel, aber dieses Thema wird unter Schülern am meisten diskutiert. Wie kommt dieser Beschluss an? Ein paar Meinungen konnten wir trotz der Sommerferien einholen. Marie, 9 Jahre alt, kommt in die 4. Klasse der Karl-Sonnenschein-Grundschule: „Ich finde es nicht so gut, dass die Kopfnoten abgeschafft werden, weil manche Schüler dann denken, sie könnten sich alles erlauben und dafür nicht mehr bestraft werden.“ Dunja, ebenfalls 9, kommt in die 5. Klasse des Gymnasiums Hochdahl, ist auch Maries Ansicht, doch aus einem anderen Grund: „Ich hatte immer sehr gute Kopfnoten, deshalb fände ich es schade.“
„Ich fände es schön, wenn ich mit meiner Klasse noch ein bisschen länger zusammenbleiben dürfte"
Dieser Punkt stößt also, vor allen bei jüngeren Schülern auf Kritik. Doch wie sieht es in der Zukunft aus? Die Grundschulzeit, so einige Pläne, soll von vier auf sechs Jahre erhöht werden. Diese zweite große Veränderung wird zwar keinen der Befragten mehr treffen, eine Meinung haben die Kinder trotzdem. „Ich fände es schön, wenn ich mit meiner Klasse noch ein bisschen länger zusammenbleiben dürfte und nicht direkt auf eine neue Schule müsste“, sagt hierzu Marie. Dunja widerspricht ihr: „Nee. Das würde mir nicht gefallen, weil die Lehrer auf meiner Schule nicht so nett waren und ich mich schon in der 4. Klasse gelangweilt habe.“ Manche Pläne der Schulpolitiker gehen noch weiter. Gymnasiasten, Realschüler und Hauptschüler könnten bald unter einem Dach in einer Gemeinschaftsschule unterrichtet werden. Was halten die Schülerinnen und Schüler davon? „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, weil die Schüler ja nicht alle gleich gut sind. Die Besseren lernen schneller, und die, die nicht so gut sind, hinken hinterher“, argumentiert Marie. Dunja wiederum sagt: „Mir ist das eigentlich egal, weil auf der weiterführenden Schule sowieso alles neu ist. Da macht das keinen Unterschied.“ Aber wer weiß, was aus den Plänen der Minderheitsregierung überhaupt wird? Zunächst einmal braucht sie für jeden Antrag eine Mehrheit. Das kann schwierig werden. Nicht umsonst wurden die Sondierungsverhandlungen zwischen vielen Parteien abgebrochen, weil sie sich in einigen Punkten der Bildungspolitik nicht einig wurden.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Vorwärts 2026
Intro – Kopf oder Bauch?
Noch einmal schlafen
Teil 1: Leitartikel – Ab wann ist man Entscheider:in?
„Zwischen Perfektionismus und Ungewissheit“
Teil 1: Interview – Psychiater Volker Busch über den Umgang mit schwierigen Entscheidungen
Weil es oft anders kommt
Teil 1: Lokale Initiativen – Gut aufgestellt in Wuppertal: Pro Familia berät zu Schwangerschaft, Identität und Lebensplanung
Worüber sich (nicht) streiten lässt
Teil 2: Leitartikel – Wissenschaft in Zeiten alternativer Fakten
„Dass wir schon so viel wissen, ist das eigentliche Wunder“
Teil 2: Interview – Neurowissenschaftlerin Maria Waltmann über Erforschung und Therapie des Gehirns
Über Grenzen hinweg entscheiden
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Experimentallabor Decision Lab Cologne
Mieter aller Länder, vereinigt euch!
Teil 3: Leitartikel – Der Kampf für bezahlbares Wohnen eint unterschiedlichste Milieus
„Glaubwürdigkeit ist ein entscheidender Faktor“
Teil 3: Interview – Sprachwissenschaftler Thomas Niehr über Sprache in Politik und Populismus
Im Krieg der Memes
Teil 3: Lokale Initiativen – Saegge klärt in Bochum über Populismus auf
Keine Politik ohne Bürger
Wie Belgien den Populismus mit Bürgerräten und Dialogforen kontert – Europa-Vorbild: Belgien
Der Marmeladen-Effekt
Eine interaktive Mission durch die Küchentischpsychologie – Glosse
Kli Kla Klacks
Intro – Genug für alle
Die Mär vom Kostenhammer
Teil 1: Leitartikel – Das Rentensystem wackelt, weil sich ganze Gruppen der solidarischen Vorsorge entziehen
„Die gesetzliche Rente wird von interessierter Seite schlechtgeredet“
Teil 1: Interview – VdK-Präsidentin Verena Bentele über eine Stärkung des Rentensystems
Der Kitt einer Gesellschaft
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Landesverband des Paritätischen in Wuppertal
Gerechtigkeit wäre machbar
Teil 2: Leitartikel – Die Kluft zwischen Arm und Reich ließe sich leicht verringern – wenn die Politik wollte
„Je größer das Vermögen, desto geringer der Steuersatz“
Teil 2: Interview – Finanzwende-Referent Lukas Ott über Erbschaftssteuer und Vermögensungleichheit
Gegen die Vermüllung der Stadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Umweltschutz-Initiative drängt auf Umsetzung der Einweg-Verpackungssteuer
Gleiches Recht für alle!
Teil 3: Leitartikel – Aufruhr von oben im Sozialstaat
„Eine neue Ungleichheitsachse“
Teil 3: Interview – Soziologe Martin Heidenreich über Ungleichheit in Deutschland
Klassenkampf im Quartier
Teil 3: Lokale Initiativen – Bochums Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Stahlhausen
Der Staat will zuhören
Wandel im niederländischen Sozialsystem – Europa-Vorbild: Niederlande
Armutszeugnis im Reichtum …
… und alternative Fakten im Wirtschaftssystem – Glosse
Konflikt-Kanzler
Intro – Friedenswissen