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Foto: Hartmut Sassenhausen

Gefeiertes Talent

25. September 2025

Jakob Bänsch Quartett im Opernhaus – Musik 10/25

Nach und nach geht es nach den Sommerferien wieder los mit den etablierten Musikreihen. So hat jetzt auch das Kronleuchterfoyer des Opernhauses für das erste Konzert des Jazzfoyers dieser Spielzeit die Lampen angemacht. Zu Gast ist Trompeter Jakob Bänsch mit seinem Quartett. Und um es gleich vorwegzunehmen: Diese erste Veranstaltung ist äußerst kurzweilig dank der bestens aufgelegten vier Musiker.

Große Tradition

Noch ist der Name Jakob Bänsch nicht in aller Munde. Doch sein Bekanntheitsgrad wird wohl in absehbarer Zeit ordentlich zunehmen. Denn in Fachkreisen ist man voll des Lobs und prognostiziert ihm eine große Karriere. Der US-amerikanische Jazzkritiker Bill Milkowski nennt ihn sogar „eines der vielversprechendsten Debüts eines Trompeters seit Wynton Marsalis“. Letztes Jahr wurde er für sein Debütalbum „Opening“ mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. 22 Jahre ist er jung, noch Student, aber bereits ein erstklassiger Musiker. Seine hohen Qualitäten demonstriert er eindrucksvoll bei seiner Wuppertaler Premiere.

Überwiegend alte Schätzchen hat er mit im Gepäck. Herbie Hancocks „Actual Proof“ ist auf seiner LP „Thrust“ aus dem Jahr 1974 verewigt. Aus der Feder des Multiinstrumentalisten Marcus Miller stammt „Portia“. Er spielte in der Band von Miles Davis und schrieb für das Album „Amandla“ des legendären Trompeters fast die ganze Musik. Ein Oldie ist „Filibuster“ des Gitarristen John Scofield, das er 1984 auf seinem Studioalbum „Electric Outlet“ dokumentiert hat. Weather Reports „Palladium“ erschien 1977 auf der grandiosen Scheibe „Heavy Weather“. Nur als Stream vorhanden ist „Soulful“ des vor sieben Jahren gestorbenen Trompeters Roy Hargove. Der 1960 geborene US-amerikanischen Saxofonist Kenny Garrett veröffentlichte „Backyard Groove“ 2016 auf seinem Album „Do Your Dance“. Jazzfreunde wissen Bescheid: Funk, Groove, Straight Jazz und Jazzrock stecken in diesen Nummern, in „Club Sandwich“ und einer Zugabe.

Komplex und locker

Power wird also auf der Bühne groß geschrieben. Auch die wenigen ruhigeren Stücke kommen so richtig energiegeladen daher. Selbst bei komplexen Arrangements harmonieren die Jazzer bestens miteinander. Alles, was das Herz an Trompetenkunst begehrt, liefert Bänsch ab. Wieselflinke Tonfolgen gehen Hand in Hand mit intonationsreinem Spiel vom Pianissimo bis zum dreifachen Forte bei geschmeidigen Registerübergängen bis hin zu glasklaren, unverkrampften Aufenthalten in den höchsten Tongefilden. Schöne hochmusikalische Melodiegestaltung und Virtuosität bei den geschickt aufgebauten Soli kommen hinzu.

Auch seine zwei Altersgenossen, also junge Twens, beeindrucken mit einem bereits sehr reifen Umgang mit ihren Instrumenten. Maxim Burtsev am Klavier und Keyboard sorgt für solide harmonische Klangteppiche und ihnen zugrunde liegende kunstfertige Improvisationen. Aus Barcelona ist Camil Arcarazo gekommen. Er groovt fetzig mit seinem E-Bass und fasziniert mit quirligen solistischen Einlagen. Hendrik Smock ist „der alte Hase“. Der 1972 auf die Welt gekommene deutsche Schlagzeuger war unter anderem mit Größen wie Randy Brecker, Michael Brecker, Gerd Dudek und Charlie Mariano auf Konzertbühnen. Wie selbstverständlich geht er äußerst variabel mit seinem Drumset um, mal sensibel mit Trommeln und Becken umgehend, dann wiederum intensiv rockig.

Zu Recht will der frenetische Schlussapplaus kein Ende nehmen. Dafür bedankt sich das Quartett mit einer Zugabe.

Hartmut Sassenhausen

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