Nach und nach geht es nach den Sommerferien wieder los mit den etablierten Musikreihen. So hat jetzt auch das Kronleuchterfoyer des Opernhauses für das erste Konzert des Jazzfoyers dieser Spielzeit die Lampen angemacht. Zu Gast ist Trompeter Jakob Bänsch mit seinem Quartett. Und um es gleich vorwegzunehmen: Diese erste Veranstaltung ist äußerst kurzweilig dank der bestens aufgelegten vier Musiker.
Große Tradition
Noch ist der Name Jakob Bänsch nicht in aller Munde. Doch sein Bekanntheitsgrad wird wohl in absehbarer Zeit ordentlich zunehmen. Denn in Fachkreisen ist man voll des Lobs und prognostiziert ihm eine große Karriere. Der US-amerikanische Jazzkritiker Bill Milkowski nennt ihn sogar „eines der vielversprechendsten Debüts eines Trompeters seit Wynton Marsalis“. Letztes Jahr wurde er für sein Debütalbum „Opening“ mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. 22 Jahre ist er jung, noch Student, aber bereits ein erstklassiger Musiker. Seine hohen Qualitäten demonstriert er eindrucksvoll bei seiner Wuppertaler Premiere.
Überwiegend alte Schätzchen hat er mit im Gepäck. Herbie Hancocks „Actual Proof“ ist auf seiner LP „Thrust“ aus dem Jahr 1974 verewigt. Aus der Feder des Multiinstrumentalisten Marcus Miller stammt „Portia“. Er spielte in der Band von Miles Davis und schrieb für das Album „Amandla“ des legendären Trompeters fast die ganze Musik. Ein Oldie ist „Filibuster“ des Gitarristen John Scofield, das er 1984 auf seinem Studioalbum „Electric Outlet“ dokumentiert hat. Weather Reports „Palladium“ erschien 1977 auf der grandiosen Scheibe „Heavy Weather“. Nur als Stream vorhanden ist „Soulful“ des vor sieben Jahren gestorbenen Trompeters Roy Hargove. Der 1960 geborene US-amerikanischen Saxofonist Kenny Garrett veröffentlichte „Backyard Groove“ 2016 auf seinem Album „Do Your Dance“. Jazzfreunde wissen Bescheid: Funk, Groove, Straight Jazz und Jazzrock stecken in diesen Nummern, in „Club Sandwich“ und einer Zugabe.
Komplex und locker
Power wird also auf der Bühne groß geschrieben. Auch die wenigen ruhigeren Stücke kommen so richtig energiegeladen daher. Selbst bei komplexen Arrangements harmonieren die Jazzer bestens miteinander. Alles, was das Herz an Trompetenkunst begehrt, liefert Bänsch ab. Wieselflinke Tonfolgen gehen Hand in Hand mit intonationsreinem Spiel vom Pianissimo bis zum dreifachen Forte bei geschmeidigen Registerübergängen bis hin zu glasklaren, unverkrampften Aufenthalten in den höchsten Tongefilden. Schöne hochmusikalische Melodiegestaltung und Virtuosität bei den geschickt aufgebauten Soli kommen hinzu.
Auch seine zwei Altersgenossen, also junge Twens, beeindrucken mit einem bereits sehr reifen Umgang mit ihren Instrumenten. Maxim Burtsev am Klavier und Keyboard sorgt für solide harmonische Klangteppiche und ihnen zugrunde liegende kunstfertige Improvisationen. Aus Barcelona ist Camil Arcarazo gekommen. Er groovt fetzig mit seinem E-Bass und fasziniert mit quirligen solistischen Einlagen. Hendrik Smock ist „der alte Hase“. Der 1972 auf die Welt gekommene deutsche Schlagzeuger war unter anderem mit Größen wie Randy Brecker, Michael Brecker, Gerd Dudek und Charlie Mariano auf Konzertbühnen. Wie selbstverständlich geht er äußerst variabel mit seinem Drumset um, mal sensibel mit Trommeln und Becken umgehend, dann wiederum intensiv rockig.
Zu Recht will der frenetische Schlussapplaus kein Ende nehmen. Dafür bedankt sich das Quartett mit einer Zugabe.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Wütende Stimme der Vielen
Deutsche Erstaufführung der Kammeroper „Thumbprint“ im Opernhaus – Bühne 06/25
Freigeist ohne Ausweg
Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ im Opernhaus – Bühne 06/25
Aura der Unschuld
„Faust“ von Charles Gounod am Wuppertaler Opernhaus – Prolog 02/25
„Stimmen malen die emotionale Landschaft“
Regisseur Matthew Ferraro über „Faust“ an der Wuppertaler Oper – Premiere 02/25
„Wir haben uns künstlerische Freiheiten genommen“
Intendantin Rebekah Rota inszeniert „Von Thalia geküsst“ an der Wuppertaler Oper – Premiere 12/24
„Es geht nicht mehr um den romantischen Naturort“
Manuel Schmitt inszeniert „Erwartung / Der Wald“ an der Oper Wuppertal – Premiere 04/24
„Es gibt nicht die eine Arie, die jeder kennt“
Martin Andersson über seine „Tristan und Isolde“-Inszenierung an der Oper Wuppertal – Premiere 10/23
Gerupfte Hoffnungsträger
Musiktheater der Gegenwart: Du Yuns „Angel’s Bone“ – Oper 09/23
Auf dem Weg zum Tode
„La Traviata“ an der Oper Wuppertal – Oper in NRW 02/23
Abwasch im Kopf des Tyrannen
„Macbeth“ an der Wuppertaler Oper – Auftritt 10/22
„Der Spaß daran ist, dass es drunter und drüber geht“
Maja Delinić über „Ein Sommernachtstraum“ in Wuppertal – Premiere 02/22
La Traviata
Oper Wuppertal | So 4.7. 18 Uhr
Ausnahmen von der Regel
Erstes städtisches Sinfoniekonzert in der Historischen Stadthalle – Musik 09/25
Intime Poesie
Olivia Trummer Trio im Loch – Musik 09/25
Zu Gast mit Gästen
Die WDR Big Band in der Immanuelskirche – Musik 09/25
Drei unangenehme Minuten
Maik Krahl Quartet auf der Insel – Musik 09/25
Hut ab!
Hedtberg Brass in der Bandfabrik – Musik 09/25
Keine leichte Wahl
Orgelwettbewerb in Historischer Stadthalle – Musik 09/25
Ohne Grenzen
74. Ausgabe der Konzertreihe Soundtrips NRW – Musik 09/25
Von den Sitzen gerissen
Royal Street Orchestra im Skulpturenpark Waldfrieden – Musik 08/25
Lehrkräfte auf der Bühne
Eröffnungskonzert des Wuppertaler Musiksommers – Musik 08/25
Vom Tanzen träumen
Die NRW-Tour der Jazzpianisten Chris Hopkins und Ulf Johansson Werre – Musik 08/25
Zustände des Geistes
Maik Krahl Quartet auf der Insel – Musik 08/25
Universelle Sprache
Abschlusskonzert des Klavier-Festivals Ruhr in Wuppertal – Musik 07/25
Das Netz der Menschenliebe
Joan As Police Woman auf dem Haldern Pop Festival – Musik 07/25