engels: Herr Vedder, haben Eltern mit Migrationshintergrund größere Probleme, ihre Kinder zu erziehen?
Martin Vedder: Zunächst einmal unterscheiden sich Eltern mit oder ohne Migrationshintergrund nicht voneinander. Sie wollen, dass ihre Kinder ein gutes Leben haben, sie sollen es nach Möglichkeit einmal besser haben. Vielleicht haben hier Eltern mit Migrationshintergrund oft sogar noch höhere Ansprüche an ihre Kinder, weil sie sich selbst früher intensiv ein besseres Leben wünschten. Das erzeugt bei den Kindern dann einen nicht unerheblichen Druck.
Sind Eltern mit Migrationshintergrund gewalttätiger als andere Eltern?
Es gibt Statistiken, dass Gewalt in Familien, die aus bestimmten Regionen der Welt stammen, häufiger vorkommt. In manchen Kulturen wird Gewalt als Mittel der Erziehung durchaus als tolerierbares Erziehungsmittel anerkannt. Ich bewerte diese Statistiken allerdings eher kritisch. Das Verprügeln von Kindern wird in keiner Kultur akzeptiert und wird überall gesellschaftlich sanktioniert. Eine Ohrfeige als Mittel der Erziehung wird allerdings je nach persönlicher Einstellung, sozialer Stellung oder kultureller Herkunft unterschiedlich bewertet.
Sind die Generationskonflikte zwischen Eltern und Jugendlichen ausgeprägter?
Es gibt Familien, die auf gesellschaftliche Anforderungen mit Traditionalismus reagieren. Es gibt zum Beispiel türkische Familien, die sich jetzt, wo sie in Deutschland leben, viel mehr an traditionellen Werten orientieren als zuvor, als sie noch in der Türkei lebten, und erwarten dies auch von ihren Kindern. Das führt oft zu Problemen. Manche Kinder teilen diese traditionellen Werte oder denken und agieren noch konservativer als ihre Eltern. Man muss allerdings von einer Ausdifferenzierung dieser Milieus ausgehen. Andere Kinder sind sehr modernistisch, steigen in unserer Gesellschaft auf. Insgesamt haben Migrantenfamilien höhere Anforderungen zu bewältigen.
Bekommen Migrantenfamilien von unserer Gesellschaft genug Hilfen?
Es gibt viel Hilfe. Aber Migranten bräuchten vor allem Helfer mit Migrationshintergrund, die ihnen Vertrauen in die Institutionen vermitteln.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Volle Nasen, volle Wartezimmer
Allergien sind bei Kindern häufigste Ursache für gesundheitliche Probleme – THEMA 09/15 WELTENKINDER
Alles machbar
Wie die Stadtverwaltung und ihre Kitas allergischen Kindern helfen können – Thema 09/15 Weltenkinder
Das Recht auf Spielen
Abenteuer- und Naturspielplätze fördern in Dänemark Kreativität und Umweltbewusstsein – Thema 09/15 Weltenkinder
„Das Immunsystem langweilt sich“
Sonja Lämmel vom Allergie- und Asthmabund über Allergien bei Kindern – Thema 09/15 Weltenkinder
Die Würde des Kindes ist antastbar
Ein Schutz vor Misshandlung von Kindern ist noch immer lückenhaft – THEMA 03/13 SCHUTZBEFOHLEN
„Die Heimerziehung jener Jahre war ein brutales System“
Thomas Swiderek über Geschichte und Gegenwart der Kinderheime – Thema 03/13 Schutzbefohlen
Der selbst verschuldete Sündenbock
Die Katholische Kirche wollte das Kapitel sexuelle Gewalt abschließen – Thema 03/13 Schutzbefohlen
Unterricht einmal anders
Irmgard Stinzendörfer über Prävention an Schulen – Thema 03/13 Schutzbefohlen
Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 1: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
So ein Pech
Teil 2: Leitartikel – Opfer von Behandlungsfehlern werden alleine gelassen
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Gesundheit ist Patientensache
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 3: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 3: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 3: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse
Einig im Treten
Intro – Arbeitskämpfe
Armut wählen
Teil 1: Leitartikel – Zur politischen Kultur Deutschlands
„Egal wer die Brandmauer zerstört, wir werden ihn kritisieren“
Teil 1: Interview – Omas gegen Rechts: Jutta Shaikh über die Verteidigung der Demokratie
Als Bürger wahrgenommen werden
Teil 1: Lokale Initiativen – Lernbehinderte in der KoKoBe erheben ihre politische Stimme.
Bloß der Wille fehlt
Teil 2: Leitartikel – Die Politik zulasten der Ärmsten gefährdet den sozialen Frieden