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Foto: Michael Maurissens

Sich aufeinander zubewegen

14. Mai 2019

Projekt im PACT in Essen zum Thema Polarisierung – Tanz 05/19

Das Publikum betritt einen tageslichtdurchfluteten Raum in dem Stühle in verschiedenen Anordnungen stehen: in Reihen, im Kreis, mit den Lehnen gegeneinander versetzt. Hier sind wir alle gemeinsam. Es ist keine Bühnensituation. Vor den Stühlen stehen zu Dreiecken gefaltete Blätter. Darauf ist zu lesen: “Rhythm”, “Perspective of gaze”, “Der Akt des Übersetzens” und vieles mehr. Wir werden in Gruppen eingeteilt und die Tänzer*innen und Kollaborateur*innen stellen uns kleine Aufgaben. In Paaren wandern wir durch den Raum und sprechen über Fragen, die man uns mitgegeben hatte. Wir erinnern uns an Situationen, die wir als polarisiert erlebt haben, geben ihnen Filmtitel. Wie betrachten wir jemanden, mit dem wir keinen Weg finden können über eine polarisierte Situation zu sprechen? Wie fühlt sich das an? Was macht das körperlich mit uns?

In einer der letzten Phasen sitzen wir so, dass wir unsere*n Partner*in nur hören, aber nicht ansehen können. Wir sprechen über unseren Umgang mit Konflikten. Wieviel tragen optische Eindrücke zu Konflikten bei? Wie häufig überhören wir das, was hinter den Aussagen steht?

Das Projekt stellt die Frage, wie wir es mittels offenem Austausch schaffen können, mehr Grautöne in eine Gesellschaft zu schwemmen, die sich zusehends mehr in schwarz und weiß einteilt. Der spannendste Punkt an den choreografischen Elementen, die die Teilnehemer*innen selbst ausführen, indem sie durch den Raum gehen oder sich auf die unterschiedlich angeordneten Stühle setzen, ist der der Begegnung zwischen zuvor Fremden. Man steigt schnell ein und erfährt etwas über das persönliche Erleben des Gegenübers. Die politische und gesellschaftliche Relevanz des Themas steht außer Frage, für den künstlerischen Kontext wäre aber interessant zu überlegen, ob neben räumlichen Anordnungen und kommunikativen Mitteln noch weitere Mittel für das Thema nutzbar gemacht werden können. So behält es den Recherchecharakter und bleibt in der Reflexion verhaftet, wo die Stimulation eines anderen sinnlichen Erlebens die Wahrnehmung nochmal anders hätte herausfordern können.

Judith Ayuso Pereira

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