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Kunst zu erleben ist Freude, die das Leben reicher macht
Foto: Francis Lauenau

Theater ist wie eine Achterbahnfahrt

01. März 2010

Am Gymnasium Bayreuther Strasse wird das Klassenzimmer zur Bühne - Thema 03/10

„Tschschschsch!“ Imaginäre Sicherheitsbügel schließen sich. Mit einem Ruck kippen Körper nach hinten, verharren in Schräglage. Summgeräusche ertönen. Dann richten sie sich wieder auf, fallen nach links, nach rechts. Jauchzer. Das Tempo zieht an. Die Stimmen werden lauter. Dann fliegen 25 Paar Arme in die Luft, Köpfe schnellen in Nacken, Gesichter werden zu Grimassen. Kreischen. Es geht abwärts.

Allerdings nicht in der Achterbahn eines Vergnügungsparks. Die Jugendlichen, deren Adrenalin-Pegel soeben sicht- und hörbar in die Höhe geschossen ist, sitzen in Kartons. 25 Stück, zwei Reihen. Ansonsten ist die Bühne leer. Trotzdem haben sich die Neuntklässler des Gymnasiums Bayreuther Straße mit dieser rasanten Szene direkt in die Herzen ihrer Zuschauer gespielt.

„Der Funke ist übergesprungen.“ Doris Dopf, Literaturlehrerin am „GymBay“, ist zufrieden. Vor einem Jahr hatte sie ihren Schülern Kartons gegeben mit den Worten: „Macht etwas draus.“ Die Achterbahn-Szene ist eine von unzähligen Ideen, die im Kurs „Darstellen und Gestalten“ entstanden sind, dessen Inhalte laut Dopf einen großen Beitrag zu der Entwicklung der Jugendlichen leisten. „Sie können ihre Kreativität ausleben, sich motivieren lassen, statt passiv zu konsumieren.“ Gemeinsam Ideen finden und umsetzen, Stücke entwickeln, Bühnenbilder entwerfen, nach Form und Ausdruck suchen, eigene Szenen schreiben, fremde Szenen interpretieren, für das Ergebnis Beifall ernten – diese Erfahrungen seien für die meisten das, was nach der Schule bleibe. „Unsere Schüler sind dankbar für dieses Angebot. Sie gehen reicher, selbstbewusster, offener, gestärkt aus den Kursen hervor.“

Jugendlichen dies zu bieten und so Perspektiven aufzuzeigen, ist für Dopf unbedingt Aufgabe einer Schule. Doch wer Theater macht, muss auch viel Theater sehen. Daher müsse eine Stadt solch ein Angebot auch bereithalten. Früher habe Wuppertal mehr Potenzial gehabt, hochkarätige Schauspieler anzuziehen. Daher müsse einmal mehr das noch Vorhandene erhalten bleiben. „Wir haben kurze Wege, etwa zu Opernhaus oder Kinder- und Jugendtheater. Aufführungen inspirieren die Schüler sehr. Es wäre furchtbar, wenn das wegfiele. Kunst zu erleben, ist Freude, die das Leben reicher macht.“ Sie setze viel frei, das andernfalls verkümmere. Schule sei schlicht nicht nur dafür da, fit für die Globalisierung zu machen. Sondern eben auch fürs Leben.

TONIA SORRENTINO

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