Die Suche nach möglichen Ursachen für die derzeitige Weltwirtschaftskrise spaltet die Menschen in klare Befürworter und entschiedene Gegner der Globalisierung. Paul J.J. Welfens, Professor für Makroökonomik an dem Europäischen Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen, ist ein Befürworter. „Einige prangern lautstark die Billigkonkurrenz aus Asien an, aber ein preiswertes Handy hat jeder gerne in der Tasche“, kommentiert der Wissenschaftler aus Wuppertal die Vorteile bei einer uneingeschränkten Öffnung des Handels für alle Länder. Dass sich die Gesellschaft in schlechteren Zeiten auf eine längere Phase mit einem Nullwachstum einrichten soll, hält der 52Jährige für bedenklich: „Für Normalbürger muss die Perspektive sein, dass es weiter Wachstum gibt. Nur das ist ökonomisch vernünftig.“
Für das aktuelle Bankendebakel sind verfehlte Anreize, inkompetente Aufseher und zu große Bankensysteme verantwortlich.
Als Leiter des Europäischen Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW) an der Universität in Wuppertal beschäftigt sich der studierte Volkswirt Welfens seit Jahren mit den dringlichsten Fragen von Wirtschaft und Wirtschaftspolitik aus gesamteuropäischem Blickwinkel. Für die aktuelle Finanzkrise und das fast unerklärliche Bankendebakel macht der gebürtige Dürener drei wesentliche Gründe mitverantwortlich – verfehlte Anreize, inkompetente Aufseher und zu große Bankensysteme: „Es gab warnende Stimmen, aber zu wenige Verantwortliche, die diesem Rat folgten. Was von Industrie und Wissenschaft stets verlangt wird, nämlich ehrliche Leistung, haben Politiker und Banker leider in den Wind geschrieben.“ Deshalb fordert Welfens transparente Finanzinnovationen, die laufend überwacht werden und verstärkt auf langfristige Rendite statt auf Kurzzeiteffekte setzen. Sein allgemeiner Blick voraus fällt düster aus: „Im Gegensatz zu den 20er Jahren wird die Weltrezession dieses Mal wohl ganze Länder in den Konkurs schicken, leider vor allem die armen Nationen.“
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Vorwärts 2026
Intro – Kopf oder Bauch?
Noch einmal schlafen
Teil 1: Leitartikel – Ab wann ist man Entscheider:in?
„Zwischen Perfektionismus und Ungewissheit“
Teil 1: Interview – Psychiater Volker Busch über den Umgang mit schwierigen Entscheidungen
Weil es oft anders kommt
Teil 1: Lokale Initiativen – Gut aufgestellt in Wuppertal: Pro Familia berät zu Schwangerschaft, Identität und Lebensplanung
Worüber sich (nicht) streiten lässt
Teil 2: Leitartikel – Wissenschaft in Zeiten alternativer Fakten
„Dass wir schon so viel wissen, ist das eigentliche Wunder“
Teil 2: Interview – Neurowissenschaftlerin Maria Waltmann über Erforschung und Therapie des Gehirns
Über Grenzen hinweg entscheiden
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Experimentallabor Decision Lab Cologne
Mieter aller Länder, vereinigt euch!
Teil 3: Leitartikel – Der Kampf für bezahlbares Wohnen eint unterschiedlichste Milieus
„Glaubwürdigkeit ist ein entscheidender Faktor“
Teil 3: Interview – Sprachwissenschaftler Thomas Niehr über Sprache in Politik und Populismus
Im Krieg der Memes
Teil 3: Lokale Initiativen – Saegge klärt in Bochum über Populismus auf
Keine Politik ohne Bürger
Wie Belgien den Populismus mit Bürgerräten und Dialogforen kontert – Europa-Vorbild: Belgien
Der Marmeladen-Effekt
Eine interaktive Mission durch die Küchentischpsychologie – Glosse
Kli Kla Klacks
Intro – Genug für alle
Die Mär vom Kostenhammer
Teil 1: Leitartikel – Das Rentensystem wackelt, weil sich ganze Gruppen der solidarischen Vorsorge entziehen
„Die gesetzliche Rente wird von interessierter Seite schlechtgeredet“
Teil 1: Interview – VdK-Präsidentin Verena Bentele über eine Stärkung des Rentensystems
Der Kitt einer Gesellschaft
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Landesverband des Paritätischen in Wuppertal
Gerechtigkeit wäre machbar
Teil 2: Leitartikel – Die Kluft zwischen Arm und Reich ließe sich leicht verringern – wenn die Politik wollte
„Je größer das Vermögen, desto geringer der Steuersatz“
Teil 2: Interview – Finanzwende-Referent Lukas Ott über Erbschaftssteuer und Vermögensungleichheit
Gegen die Vermüllung der Stadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Umweltschutz-Initiative drängt auf Umsetzung der Einweg-Verpackungssteuer
Gleiches Recht für alle!
Teil 3: Leitartikel – Aufruhr von oben im Sozialstaat
„Eine neue Ungleichheitsachse“
Teil 3: Interview – Soziologe Martin Heidenreich über Ungleichheit in Deutschland
Klassenkampf im Quartier
Teil 3: Lokale Initiativen – Bochums Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Stahlhausen
Der Staat will zuhören
Wandel im niederländischen Sozialsystem – Europa-Vorbild: Niederlande
Armutszeugnis im Reichtum …
… und alternative Fakten im Wirtschaftssystem – Glosse
Konflikt-Kanzler
Intro – Friedenswissen