Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
2 3 4 5 6 7 8
9 10 11 12 13 14 15

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Silvia Farias Heredia
Foto: Oliver Look

Wilde Wasserspiele

31. Oktober 2022

Tanztheater Wuppertal mit Pina Bauschs „Vollmond“ – Prolog 11/22

Es wird nass auf der Bühne des Tanztheaters Wuppertal. Nass und wild. Zum wiederholten Mal nimmt das Haus Pina Bauschs berühmtes Spätwerk „Vollmond“ wieder auf, das als eines von vier Stücken in Wim Wenders‘ Filmbiographie über die große Choreographin eine zentrale Rolle spielt und in dem sich Bausch intensiv mit dem Medium Wasser auseinandergesetzt hat. Schwungvoll spritzt es aus Eimern und Flaschen, sprudelt aus Mündern, strömt von der Decke, schwappt in einer Art Flussbett über den Boden, sorgt auf der ansonsten nüchternen Bühne für spektakuläre Bilder, während das Ensemble Menschen zeigt, die trotz aller Begierde und Laszivität nicht wirklich zusammenkommen können. Die Liebe ist in diesem Setting nicht von Dauer, sondern vielmehr ein ständiges Hin und Her, ein Spiel aus Verführung und Abwehr, ebenso fluide wie das alles dominierende Nass. In diesem Spannungsverhältnis hat Bausch einst eine ihrer Collagen geschaffen, augenzwinkernd, ausdrucksstark und spritzig. Musikalisch greift „Vollmond“ dabei auf eine große Bandbreite zurück, setzt ebenso sehr auf Tom Waits wie auf Acid House, bleibt im Grundsatz ruhig und verlangt doch insbesondere den Männern einiges ab, die in ihrem kraftvollen Tanz nur selten zur Ruhe kommen. Andererseits, klitschnass sind sie am Ende sowieso.

2006 feierte „Vollmond“ seine umjubelte Uraufführung, drei Jahre vor dem Tod von Pina Bausch. Seitdem wird es in Wuppertal immer wieder auf den Spielplan gesetzt, zuletzt 2018. Einige der Tänzerinnen wie Silvia Farias Heredia und Julie Anne Stanzak waren schon vor 16 Jahren mit dabei (die Männer sind dagegen allesamt neu), und es liegt nicht zuletzt an Bauschs Wirken, dass eine Altersgrenze beim modernen Tanz inzwischen obsolet geworden ist. Gleichwohl vollzieht das Ensemble derzeit einen Generationenwechsel – vor vier Jahren waren noch weitaus mehr ehemalige Mitglieder beteiligt. Allerdings ist die fast zweieinhalbstündige Choreographie, die mit ihrer Mischung aus Ironie und Poesie, mit ihrer Dynamik und ihrer Verschmelzung von Schauspiel und Tanz Pina Bauschs Kunstverständnis in voller Blüte zeigt, vor allem physisch überaus fordernd. Die Proben der Wiederaufnahme hat der Künstlerische Betriebsdirektor des Tanztheaters Wuppertal und langjähriger Assistent Bauschs, Robert Sturm, selbst geleitet.

Vollmond | 18.-20.11. 19.30 Uhr | Opernhaus Wuppertal | 0202 563 76 66

Thomas Kölsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Wicked

Lesen Sie dazu auch:

Goldene Flügel der Sehnsucht
Großes biblisches Drama: „Nabucco“ an der Oper Köln – Oper in NRW 12/24

Triumph der Güte?
„La Cenerentola“ in Essen und Hagen – Oper in NRW 12/24

„Wir haben uns künstlerische Freiheiten genommen“
Intendantin Rebekah Rota inszeniert „Von Thalia geküsst“ an der Wuppertaler Oper – Premiere 12/24

Besiegt Vernunft die Leidenschaft?
„Orlando“ an der Oper Köln – Oper in NRW 11/24

Unerwartet Kaiserin
„Der Kreidekreis“ in Düsseldorf – Oper in NRW 11/24

Schäferwagen und Hexenhaus
„Hänsel und Gretel“ am Opernhaus Wuppertal – Auftritt 11/24

Ohne Firlefanz
Premiere von „Salome“ im Wuppertaler Opernhaus – Auftritt 10/24

Horror und Burleske
Die Spielzeit 24/25 am Gelsenkirchener MiR – Oper in NRW 07/24

Unterhaltsame Kurzweil
„Die lustigen Weiber von Windsor“ am Wuppertaler Opernhaus – Auftritt 07/24

Opern-Vielfalt am Rhein
„Nabucco“ eröffnet in Düsseldorf die Spielzeit 2024/25 – Oper in NRW 06/24

„Kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit“
Kapellmeister Hermes Helfricht über Werner Egks „Columbus“ an der Oper Bonn – Oper in NRW 06/24

Welt ohne Liebe
„Lady Macbeth von Mzensk“ am Theater Hagen – Oper in NRW 05/24

Bühne.

HINWEIS