engels: Herr Koch, wie abhängig ist die Bergische Universität von der Wirtschaft?
Prof. Dr. Lambert T. Koch: Es gibt Felder, da arbeiten wir eng mit der Wirtschaft zusammen, in anderen Bereichen gar nicht. Nicht zuletzt die Politik fordert von uns allerdings, mehr Drittmittel einzuwerben – und die kommen eben auch von der Wirtschaft.
Sind Sie somit ein Büttel der Wirtschaft?
Auf keinen Fall. Auch wenn wir Gelder von der Wirtschaft erhalten, bleibt die Forschung selbstbestimmt und ergebnisoffen. Das weiß jeder, der mit uns kooperiert.
Hat Wuppertal etwas von der Forschung der Bergischen Universität?
Wuppertal hat viel von uns. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob Stadt und Region das ausreichend wissen. Knapp 50 Lehrstühle arbeiten allein im Bereich Umwelt und Klima mit Unternehmen zusammen. Wir forschen zum Thema Gesundheit. Außerdem fördern wir Unternehmensgründungen. Für Hochschulen gilt: Nur wer lokal verwurzelt ist, kann auch international bedeutsam sein.
Die Bergische ist aber keine Eliteuniversität, sondern eher – im besten Wortsinn – eine Volkshochschule?
Eine Volkshochschule sind wir nicht! Wir betreiben Forschung auf hohem Niveau. Dass wir nicht das politische Prädikat „Exzellenzuniversität“ führen, bedeutet keineswegs, dass wir keine forschungsstarke Uni sind. Der Exzellenzwettbewerb möchte gewissermaßen künstlich Eliteunis nach angelsächsischem Vorbild generieren – oder man möchte fast sagen: züchten.
Wie bewerten Sie diese Zuchtversuche?
Ich kann die Motivation verstehen. Man schaut etwas neidisch auf die Eliteunis dieser Welt. Es gibt ja eine regelrechte Ranking-Manie. Aber man kann solche Universitäten nicht designen, sondern sie müssen sich über Jahrzehnte entwickeln. Durch die moderne Förderungspolitik entsteht tendenziell eine Zwei-Klassen-Hochschullandschaft. Es besteht die Gefahr, dass die vielen, die nicht das Label „exzellent“ erhalten, aber dennoch gute Arbeit machen, zu kurz kommen. Die Deutschen versuchen manchmal, das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Vorwärts 2026
Intro – Kopf oder Bauch?
Noch einmal schlafen
Teil 1: Leitartikel – Ab wann ist man Entscheider:in?
„Zwischen Perfektionismus und Ungewissheit“
Teil 1: Interview – Psychiater Volker Busch über den Umgang mit schwierigen Entscheidungen
Weil es oft anders kommt
Teil 1: Lokale Initiativen – Gut aufgestellt in Wuppertal: Pro Familia berät zu Schwangerschaft, Identität und Lebensplanung
Worüber sich (nicht) streiten lässt
Teil 2: Leitartikel – Wissenschaft in Zeiten alternativer Fakten
„Dass wir schon so viel wissen, ist das eigentliche Wunder“
Teil 2: Interview – Neurowissenschaftlerin Maria Waltmann über Erforschung und Therapie des Gehirns
Über Grenzen hinweg entscheiden
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Experimentallabor Decision Lab Cologne
Mieter aller Länder, vereinigt euch!
Teil 3: Leitartikel – Der Kampf für bezahlbares Wohnen eint unterschiedlichste Milieus
„Glaubwürdigkeit ist ein entscheidender Faktor“
Teil 3: Interview – Sprachwissenschaftler Thomas Niehr über Sprache in Politik und Populismus
Im Krieg der Memes
Teil 3: Lokale Initiativen – Saegge klärt in Bochum über Populismus auf
Keine Politik ohne Bürger
Wie Belgien den Populismus mit Bürgerräten und Dialogforen kontert – Europa-Vorbild: Belgien
Der Marmeladen-Effekt
Eine interaktive Mission durch die Küchentischpsychologie – Glosse
Kli Kla Klacks
Intro – Genug für alle
Die Mär vom Kostenhammer
Teil 1: Leitartikel – Das Rentensystem wackelt, weil sich ganze Gruppen der solidarischen Vorsorge entziehen
„Die gesetzliche Rente wird von interessierter Seite schlechtgeredet“
Teil 1: Interview – VdK-Präsidentin Verena Bentele über eine Stärkung des Rentensystems
Der Kitt einer Gesellschaft
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Landesverband des Paritätischen in Wuppertal
Gerechtigkeit wäre machbar
Teil 2: Leitartikel – Die Kluft zwischen Arm und Reich ließe sich leicht verringern – wenn die Politik wollte
„Je größer das Vermögen, desto geringer der Steuersatz“
Teil 2: Interview – Finanzwende-Referent Lukas Ott über Erbschaftssteuer und Vermögensungleichheit
Gegen die Vermüllung der Stadt
Teil 2: Lokale Initiativen – Umweltschutz-Initiative drängt auf Umsetzung der Einweg-Verpackungssteuer
Gleiches Recht für alle!
Teil 3: Leitartikel – Aufruhr von oben im Sozialstaat
„Eine neue Ungleichheitsachse“
Teil 3: Interview – Soziologe Martin Heidenreich über Ungleichheit in Deutschland
Klassenkampf im Quartier
Teil 3: Lokale Initiativen – Bochums Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Stahlhausen
Der Staat will zuhören
Wandel im niederländischen Sozialsystem – Europa-Vorbild: Niederlande
Armutszeugnis im Reichtum …
… und alternative Fakten im Wirtschaftssystem – Glosse
Konflikt-Kanzler
Intro – Friedenswissen