engels: Herr Bialas, ist das Ehegattensplitting noch zeitgemäß?
Andreas Bialas: Nein, eher nicht, denn vom Ehegattensplitting profitieren Paare, bei denen einer viel und der andere wenig oder gar nichts verdient. Wenn man das beibehält, stellt sich natürlich die Frage, ob man diese Regelung nicht auch für Menschen zugänglich machen sollte, die zwar nicht verheiratet sind, aber doch in einer festen Beziehung leben. Aber man muss grundsätzlich vorsichtig sein, wem man das wünscht, denn das Ehegattensplitting hat auch durchaus negative Effekte. Für den Partner, der in einer Beziehung nicht arbeitet, gibt es wenige Anreize, eine Arbeit aufzunehmen, weil man sich steuerlich erheblich schlechterstellt.
Bislang fallen nur Ehen unter diese Regelung. Sollte sie nicht auch für eingetragene Partnerschaften homosexueller Paare gelten?
Es kommt darauf an, wie man die Institution Ehe bewertet. Wer diese grundsätzlich von anderen Lebensgemeinschaften unterscheiden will, mag die bestehende Gesetzgebung für richtig erachten. Ich würde aber keinen Unterschied machen zwischen heterosexuellen und homosexuellen Paaren, wenn sie eine Form der Ehe eingegangen sind. Ich stelle aber insgesamt infrage, ob die Institution Ehe einer solchen steuerlichen Begünstigung bedarf.
Sollte man besser gar nicht erst heiraten?
Nein, es gibt durchaus Vorteile, die gerade Eltern in einer Ehe genießen. Ich lebe in einer sogenannten wilden Ehe. Wir müssen sehr viele rechtliche Absicherungen tätigen, die wir uns mit einem einfachen Ja vor dem Standesbeamten ersparen würden. Allerdings macht für mich eine Partnerschaft nicht ein Stück Papier oder ein Bekenntnis vor einem Standesbeamten aus. Es geht doch um die Einstellung zum Partner und die Arbeit an der Partnerschaft.
Wo sollten die Mittel hinfließen, die zurzeit dem Fiskus durch die steuerliche Förderung der Ehe entgehen?
Wir sollten viel Geld für die Förderung von Kindern investieren. Wir sollten Familien stärken.
Nun wird ja die „Herdprämie“ eingeführt. Ein richtiger Schritt?
Das Erziehungsgeld resultiert aus einer sehr verstaubten Vorstellung. So ist Gesellschaft heutzutage nicht mehr. Wir brauchen viel mehr Angebote von Kinderbetreuung.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Traust du dich?
Die Krise der Institution Ehe ist offensichtlich – für fast alle – THEMA 01/13 EHE-LOS
„Für eine ideologiefreie Familienpolitik“
Marcel Hafke über das Verhältnis der FDP zu Ehe und Familie – Thema 01/13 Ehe-Los
Julia und Julia
Shakespeare muss umgeschrieben werden – Romeo ist nicht erforderlich – Thema 01/13 Ehe-Los
Doppelt hält besser
Szenen einer türkisch-deutschen Ehe – Thema 01/13 Ehe-Los
Ablenkungsversuch
Intro – Hab’ keine Angst
Wie die AfD stoppen?
Teil 1: Leitartikel – Plädoyer für eine an den Bedürfnissen der Mehrheit orientierte Politik
„Das Gefühl, dass wir den Krisen hinterherjagen“
Teil 1: Interview – Miriam Witz von Mein Grundeinkommen e.V. über Existenzängste und Umverteilung
Gefestigtes Umfeld
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Verein Chance 8 fördert Chancengleichheit für Kinder
Keine Panik!
Teil 2: Leitartikel – Angst als stotternder Motor der Vernunft
„Nicht nur ärztliche, sondern auch politische Entscheidung“
Teil 2: Interview – Psychiater Mazda Adli über Ängste infolge des Klimawandels
Weltweit für Menschenrechte
Teil 2: Lokale Initiativen – Amnesty International in Bochum
Angst über Generationen
Teil 3: Leitartikel – Wie Weltgeschehen und Alltag unsere Sorgen prägen
„Psychische Erkrankungen haben nichts mit Zusammenreißen zu tun“
Teil 3: Interview – Psychologe Jens Plag über Angststörungen
Sorgen und Erfahrungen teilen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Kölner Verein Rat und Tat unterstützt Angehörige von psychisch kranken Menschen
Soziale Bakterien
Den Ursprüngen sozialer Phobien auf der Spur – Europa-Vorbild: Irland
Im Sturm der Ignoranz
Eine Geschichte mit tödlichem Ausgang – Glosse
Gelassen ernst
Intro – Unheimlich schön
Ist Schönheit egal?
Teil 1: Leitartikel – Zwischen Body Positivity und Body Neutrality
„Schönheit ist ein zutiefst politisches Thema“
Teil 1: Interview – Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner über Schönheitsdruck
Im eigenen Körper durchs Leben
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Filmreihe „Body Positivity“ vom Medienprojekt Wuppertal
Im Namen der Schönheit
Teil 2: Leitartikel – Über körperliche Wunschbilder und fragwürdige Operationen
„Ausstrahlung ist mehr als die äußere Erscheinung“
Teil 2: Interview – Psychoanalytikerin Ada Borkenhagen über Schönheitsoperationen
Damit eine grausame Tradition endet
Teil 2: Lokale Initiativen – Düsseldorf: Verein stop mutilation gegen weibliche Genitalbeschneidung
11 Millionen Eitelkeiten
Teil 3: Leitartikel – Fitnessstudios: zwischen Gesundheitstempeln, Muckibuden, Selbstverliebtheiten und Selbstgeißelung?
„Sport wird instrumentalisiert, um positive Emotionen zu empfinden“
Teil 3: Interview – Sportpsychologin Jana Strahler über Sportsucht