Das Café Swane ist ein kunterbunter Treffpunkt, Kulturort und Schmelztiegel. Zuweilen mag das unübersichtlich wirken, dabei aber auch gerade so sympathisch. Für ein aktuelles Projekt wird der Laden im Luisenviertel konkret, und es geht ja auch um Wichtiges: Integration – auch dies ein weites Feld, aber eines, das gezielte Aktion gebrauchen kann.
„Cookin Hope“ haben Selly Wane und ihr Team das Konzept genannt, das nach erfolgreichem Crowdfunding im November anlaufen konnte. Es reagiert auf ein Problem, dem sich viele Neubürger gegenüber sehen: erzwungene Untätigkeit. Auch wer anerkannt hier lebt, kann oft noch längst nicht ins Berufsleben starten, jedenfalls nicht nahtlos in den Beruf, in dem man in der Heimat längst aktiv und erfahren, vielleicht Experte war. Dabei weiß jeder: Zum Ankommen, zur Identifikation ist das mit entscheidend.
Man könnte sagen, dass das Swane hier Bedarf und Angebot bündelt. Der Bedarf zeigte sich bei einer Nachbarschaftsinitiative auf dem nahen Ölberg: X sucht dieses, Y bietet jenes. Unter den Meldungen fanden sich besonders häufig Arbeitsgesuche im gastronomischen Bereich – und Aktive mit Swane-Bezug zählten eins und eins zusammen:Küche oder Service sind ja Berufsfelder von der Art, dass fehlende Dokumente oder Qualifikationen sich mit praktischer Mitarbeit noch eher kompensieren lassen. Ein syrischer Anwalt etwa würde hingegen mit noch so vielen Praktika kaum einen hiesigen Abschluss ersetzen können. Frustrierend – aber bei Gastro-Themen etwas anders, und die passende Infrastruktur für derartige Praxis lag mit dem einstigen Luisencafé ja vor der Tür.
Praxiserfahrung, die ernst genommen werden soll, muss natürlich Standards genügen. Man ging an die Planung der Segmente, die eine fachliche Vorbereitung enthalten müsste – Sachkunde, Hygiene, Rechtliches und mehr. Ein Fachmodul von amtlicher Stelle zum Beispiel gehört zum Programm, dem ein gastro-spezifischer Sprachkurs folgt. Und auch das Crowdfunding zur Finanzierung der Ausbilder ging man recht routiniert an. Eine im Swane-Team hatte schon Kampagnenerfahrung, eine andere beschäftigt Selly Wane längst eigens für Marketing. Man entschied sich für die Plattform „startnext“. Look und Logo wurden entworfen, eine Facebook-Seite angelegt, Kontaktpersonen wurden angesprochen und was noch dazu gehören mochte.
Heute ist ein „Cookin-Hope-Abend“, per Schild und mit speziellen Speisekarten für die Gäste erkennbar.Ein wenig vielleicht wie Friseursalons manchmal kundtun, dass heute auch der Lehrling frisiert.Herzstück von Küche und Projekt überhaupt ist Ahmad, der aus Syrien lange Jahre Erfahrung als Koch hat; er war schon Küchenchef im Swane, bevor Cookin Hope im Raum stand. Doch Talent hat der Mann auch im Lehren – das zeigte sich spätestens, seitdem das Team ihn als Ausbilder gewinnen konnte. Wer ihm in der Küche gegenüber steht, glaubt schnell, dass er auch robuste Anweisungen geben kann. Aber das wird es auch brauchen, damit alles klappt: Im Gastraum sitzen ja Gäste, gespannt und hungrig. Und schließlich wollen die Teilnehmer versierte Küchenkräfte werden – nicht zuletzt: vermittelbar.
Einer ist Sadjo Kane: Der junge Mann aus Mali kam nach seiner Flucht erst nach Wuppertal und fährt heute aus Düsseldorf zum Kurs in der Luisenstraße. Heute mischte er mit bei frischen Falafeln oder auch beim Hummus, der würzigen Paste aus Kichererbsen und Sesam. Ein Kollege ist übrigens schon gar nicht mehr dabei, aber aus sehr gutem Grund: Ein Systemgastronom in der Innenstadt steht kurz vor der Eröffnung und sucht derzeit nach Mitarbeitern. Kaum bei Cookin Hope gestartet, konnte Teilnehmer Mohammad hier dieser Tage einen Arbeitsvertrag unterschreiben.
Man sieht: Das Projekt ist gut angelaufen und läuft weiter. Beiträge sind weiter willkommen, um womöglich übers Frühjahr hinaus planen zu können. Und kommen zuweilen in unerwarteter Form: Beim Gespräch vor der Tür tragen die Mitarbeiter gerade lecker beladene Teller nach draußen – zum Abtransport, wie sich zeigt. Ein Mann lädt bestellte Gerichte in sein Auto und erzählt, dass heute eine Familienfeier wartet: „Meine Frau kam zufällig vorbei und hatte die Idee, hier zu ordern. Und dabei eine gute Sache zu unterstützen.“ Spontanes Catering also: Eine Facette, die nicht von vorne herein fest im Plan war.
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