Schon im Schulalltag kann die Eifersucht einfach so herausplatzen. „Du wolltest das Referat machen, stattdessen schließt du dich so einer hässlichen Tussi an, findest Du die geil, oder was?“, sagt die 16-jährige Calista in einer gespielten Sequenz. Es ist ein Ausschnitt aus dem Film „Heiß“ des Medienprojekts Wuppertal. Die Jugendlichen spielen darin ihren Schulalltag nach. Klar: Wer mit wem zusammenkommt ist natürlich eine große Sache. Selbst wenn es dabei erst einmal nur um ein Referat geht.
Wenn Jugendliche ihre ersten Erfahrungen in Sachen Liebe und Sexualität machen, steht häufig eine große Verwirrung im Raum. Es ist eine Suche nach Orientierung, die im Idealfall mit ganz großen Gefühlen einhergeht Es kann eine großartige Zeit sein. Aber doch eine Zeit, die wohl so gut wie nie ohne Konflikte auskommt.
„Das Thema Liebe und Sex ist einfach ein zentrales Thema dieses Alters. Das war schon bei unseren Großeltern so“, sagt Medienprojekt-Geschäftsführer Andreas von Hören. „Das Medienprojekt möchte deshalb diese Geschichten tatsächlich mit der Sprache und aus der Perspektive der Jugendlichen erzählen. Dabei hilft uns auch, dass unsere Mitarbeiter, die die Filme betreuen, häufig selbst nur ein paar Jahre älter sind.“
Nicht nur Spielszenen kommen in „Heiß“ vor. Es gibt auch Interviewsequenzen, in denen die Jugendlichen in erstaunlicher Offenheit von ihrer ersten Partnerschaft, ihrem ersten Kuss und ihren Zukunftsträumen berichten. Kein einfaches Thema: „Die eine Hälfte sagt: Du musst jetzt mehr Gefühle zeigen und romantischer sein. Die andere Hälfte sagt: Du musst cooler sein. Und die andere Hälfte sagt dann wieder: Warum musst Du cooler sein? Sei Du selbst“, beschreibt der 17-jährige Phillip das Auf- und Ab des Beziehungsalltags.
Im Mittelpunkt der Geschichten steht ein fünfköpfiger Freundeskreis, der natürlich durch die unterschiedlichen Phasen gemeinsamen Erlebens hindurch ordentlich durchgeschüttelt wird. Drei Episoden werden erzählt, deren Titel allen bekannt vorkommen dürften, die sich ins Teenager-Alter zurückversetzen: „Liebe und Eifersucht«, »Das erste Mal« und »Schluss und Neuanfang«.
Die Filme nehmen ihren Ausgang bei einzelnen Schicksalen und schrecken nicht davor zurück, intime Fragen zu stellen. „Wir möchten zeigen, was die Jugendlichen beschäftigt. Dabei müssen wir aufpassen, die Privatsphäre unserer Teilnehmer zu wahren. Gerade im Internetzeitalter, wo jedes Video theoretisch auf Dauer irgendwo im Netz zu finden ist. Das ist eine besonders Verantwortung“, sagt Andreas von Hören. Die Teilnehmer scheinen allerdings recht entspannt mit der Interviewsituation umzugehen. Überhaupt stehen die positiven Aspekte der Liebe immer im Vordergrund. Als der 19-jährige Yannick nach seinem ersten Mal gefragt wird, lächelt er in die Kamera: „Es war so ungefähr das Gefühl wie beim ersten Kuss. Nur eben mal Acht.“
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