Als der Wuppertaler Kontrabassist Peter Kowald am 21. September 2002 im Alter von nur 58 Jahren unerwartet starb, war weltweit die Trauer in der Szene der frei improvisierten Musik groß. Auch daheim hatte er eine große Fangemeinde. Legendär ist in Wuppertal sein Projekt namens „365 Tage am Ort“: 1994 beschloss er, für ein Jahr nicht mehr aus dem Koffer zu leben, sondern zuhause in der Luisenstraße zu bleiben. In dieser Zeit kamen Künstler aus aller Herren Länder dorthin und machten das Stadtviertel zu einem Zentrum der improvisierten Musik. Kowald lebte die musikalische Vision, die er „Global Village“ nannte. Sie entwickelte sich allmählich seit den 1980er Jahren, als er durch die Welt tourte und viele Kontakte knüpfte. Dieses große Netzwerk war für ihn seine Band. An seinem Ort hielt er sie zusammen: Jeder eingeladene Musiker konnte seine Klänge, Erfahrungen und Bilder in die Improvisationen mit einbringen. So spielten sie eine Art Weltmusik. Durch das Musizieren kamen sie zusammen und interagierten auf die vielschichtigsten Arten miteinander.
Kurz nach Kowalds Ableben entstand daraus die Idee, dieses Konzept nachhaltig zu etablieren. So wurde bereits am 2. Dezember 2002 der gemeinnützige Verein Peter Kowald Gesellschaft / Ort gegründet. In der Luisenstraße 166, wo er gewohnt und gewirkt hat, gibt es seitdem kontinuierlich Veranstaltungen, die auf seiner Haltung fußen: Musik, Festivals, Ausstellungen, Workshops, Gespräche, Sessions, CD- und Buchbesprechungen. Einmal jährlich wird ein Artist in Residence für einen Monat eingeladen, sich dort kreativ zu entfalten. Bis vor kurzem gab es den Programmpunkt Cine:ort, eine Filmreihe zum Thema improvisierte Musik. In der Coronazeit wurde das Profil geschärft, die musikalischen Termine den Kategorien Neue Musik / Kammermusik, Soundtrips, All Females und Jazz zugeordnet. Neben vielen noch weniger bekannten Künstlern gastieren immer wieder internationale Größen wie Schlagzeuger Günter Baby Sommer, Pianist Alexander von Schlippenbach und Bassistin Joëlle Léandre.
Der Verein ist bisher auf große Anerkennung gestoßen. Etwa erhielt er von 2010 bis 2022 elf Mal den Spielstättenprogrammpreis des Landes NRW und fünf Mal den Bundesspielstättenpreis Applaus.
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