In der Jazzszene ist Lisa Wulff längst eine anerkannte Musikerin. Dafür sprechen Auftritte mit der NDR Bigband, außerdem stand sie etwa mit Christof Lauer, Randy Brecker oder Bob Mintzer auf der Bühne. Vor zwei Jahren wurde die Bassistin und Komponistin mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. Sie ist auch Bandleaderin. Als solche ist sie mit ihrem Quartett in den soziokulturellen Ort Loch gekommen.
Ausschließlich Kompositionen aus ihrer eigenen Feder hat sie mit im Gepäck. Einige von ihnen hat sie auf ihrem Album „Poison Ivy“ verewigt, darunter das gleichnamige Stück, „The Darker the Night the Brighter the Stars Glow“ und „Valiant“. Neueren Datums und noch nicht dokumentiert sind die Werke mit den deutschen Titeln „Hand aufs Herz“ und „Stille Stunde“, die sie während einer Beschäftigung mit dem Werk des deutschen Schriftstellers Wolfgang Borchert zu Papier gebracht hat. Ihre Musik fußt auf traditionellen Stilen wie etwa Bebop und einer Portion Fusion. Sie arbeitet mit wechselnden Tempi, abwechslungsreichen harmonischen Wendungen und lyrischen musikalischen Linien. Ihre Kompositionen lassen viel Raum für Improvisationen.
Im Loch spielt sie mit ihrem Quartett inklusive Zugabe elf Nummern, zwei zu Beginn der beiden Konzerthälften ohne den Pianisten. Wulff glänzt am Kontrabass und beim Eingangsstück mit ihrem Sopran-E-Bass mit hoher Virtuosität, groovenden Riffs, sensiblen Momenten und variablen Soli. Die drei Musiker ihrer Band harmonieren hervorragend miteinander. Über Frank Chastenier viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Von 1991 bis 2018 war er der Pianist der WDR Bigband. Mit einer großen inneren Ruhe gestaltet er seine ausgedehnten Improvisationen, die er ganz leise, schlicht und langsam bis hin zu eruptiven Höhepunkten entwickelt, einhergehend mit geschickten harmonischen Rückungen, donnernden, rhythmisch variablen Akkordkaskaden und einem verspieltem Umgang mit Themen, Motiven und Melodien. Adrian Hanack, ein ehemaliges Mitglied des Bundesjazzorchesters, entlockt dem Tenorsaxophon, der Klarinette und der Querflöte lyrische, aber auch forsch-selbstbewusste Töne und versteht sich auf freie Improvisationen. Äußerst sensibel geht Valentin Renner mit seinem Trommeln und Becken um. Der mit mehreren Preisen ausgezeichnete Schlagzeuger sorgt bei flotten Passagen nicht nur für viel Schwung, er ist auch selbst bei komplexen Rhythmen ein verlässlicher Partner und atmet bei den Soli seiner Kollegen mit.
Das Publikum applaudiert frenetisch nach jedem Stück. Auch nach der Zugabe nehmen die Beifallsbekundungen erst dann ein Ende, als sich das Quartett endgültig und herzlich dankend von der Bühne verabschiedet.
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