War es nicht gerade vergangenen Monat, als die Löw-Jungs Brasilien abfertigten und ein gewisser Super-Mario, bei seinem Arbeitgeber dem Vernehmen nach inzwischen in Ungnade gefallen, mit seinem dollen Tor Deutschland zur Weltmeisterschaft schoss? So schnell soll also unser Leben verstrichen sein, zwei Jahre sind um und derzeit scheint alles mitzufiebern, ob die Löw-Jungen nun auch noch Europameister werden.
Alternativ zum Fußballfieber gibt es bei der nächsten Runde Talflimmern Nahrung für alle Filmfreunde. An 33 Abenden gibt es Kino unter freiem Himmel. Na ja, fast, der Innenhof der Alten Feuerwache an der Elberfelder Gathe ist so mit Planen geschützt, dass selbst Regen den Filmgenuss kaum schmälern kann. Kenner wissen, dass mitgebrachte Kissen und wärmende Kleidung den Aufenthaltskomfort weiter erhöhen. Auftakt des großen Guckens ist am 8. Juli. Um 21 Uhr betritt zunächst die Formation Fortschrott die Bühne, ehe ein Stück Filmgeschichte präsentiert wird: „Alexis Sorbas“. Anthony Quinn verkörpert die Titelrolle, er ist ein lebensfroher Grieche. Er lebt vergnügt auf Kreta, wohin derenglische Schriftsteller Basil kommt, um eine geerbte Braunkohlemine zu übernehmen. Beide werden Partner und alles ist schön. Bis sich Basil in eine junge Witwe verliebt, dann nehmen die Geschehnisse eine dramatische Wendung.
Eine absehbar positive Richtung nahm vom Start weg die Klangart. Schon alleine der Austragungsort, dem Kleinod in den vormaligen Barmer Anlagen, die Tony Cragg inzwischen zu einem Skulpturenpark verwandelt hat, ist grundsätzlich und immer einen Besuch wert. Bereits seit Anfang Juni nimmt die bereits achte Ausgabe dieser bemerkenswerten Veranstaltung ihren Lauf. Natacha Atlas, Esperanza Spalding und Stanley Clarke gastierten bereits an dem Traumort. Zu diesen etablierten Größen wollenhierzulande noch weniger bekannte Entdeckungen wie Sona Jobarteh sprichwörtlich ihre Visitenkarte abgeben (Sa 13.8.). Auch erwartet wird Matthias Schriefl (So 14.8.), der als wahrhaft vielseitig gilt – nicht allein in Bezug auf den Facettenreichtum seiner Musik, sondern auch, weil er dem Vernehmen nach etwa 20 Blasinstrumente beherrscht. Übrigens findet die diesjährige Klangart ausschließlich draußen, also nicht zum Teil im gläsernen Musikpavillon statt, was das Sinnerlebnis durchaus steigert. Außerdem bietet das die Gelegenheit, die Ausstellung „Plasters“ mit Gipsskulpturen Henry Moores anzusehen.
Wie die jungen Jahre und frühe Entwicklung dieser Künstler war, lässt sich oft in Biografien nachlesen. Was Flüchtlinge hinter sich haben, wird nun in Form eines Theaterprojekts aufgearbeitet. Das Kinder- und Jugendtheater arbeitet in seinem dritten Projekt wieder mit Flüchtlingen, die in den Wohngruppen des SKJ, Verein für sozialtherapeutische Kinder- und Jugendarbeit, leben. Ermöglicht durch Bundesmittel des Programms „kultur.macht.stark.“ lautet der Titel der Arbeit „Roulettmaschine Zukunft“, die in Kooperation mit dem Kommunikationszentrum Färberei entsteht. Der Titel ist mehr als nur Sinnbild. Anlehnend an das Roulettespiel entwickeln die Teilnehmer Fragen und Wünsche zum eigenen Leben, das an einem bestimmten Punkt eine radikale Änderung nahm.
Talflimmern | 8.7.-21.8. | Alte Feuerwache | www.talflimmern.de
Klangart 2016 | 16., 17.7., 13., 14.8. | Skulpturenpark Waldfrieden | www.skulpturenpark-waldfrieden.de
„Roulettemaschine Zukunft“ | Abschlussperformance: Do 14.7. 14-21 Uhr | Färberei | www.kinder-jugendtheater.de/theaterschule/projekte/roulettemaschine-zukunft/
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