engels: Herr Rose, welche Perspektiven hat der Journalismus angesichts der rasanten Entwicklung digitaler Medien?
Georg Rose: Die Mediennutzer sind viel kritischer geworden in den vergangenen Jahren. Das ist auch eine Folge der jederzeit verfügbaren Informationsvielfalt im Netz. Wir professionellen Journalisten dürfen das nicht als Last empfinden, sondern als große Chance. Das heißt: Wenn wir die klassischen Tugenden unseres Handwerks wieder viel stärker in den Vordergrund rücken, wenn wir umfassend recherchieren und die Messlatte an unseren eigenen Anspruch hoch hängen, dann werden Hörer, Leser und Zuschauer das honorieren. Qualität lautet das Zauberwort für die Zukunftsfähigkeit unseres Berufes.
Hat die Zeitung aus Papier ausgedient?
Ich hoffe nicht! Die Tageszeitung ist schließlich kein beliebiges Produkt. Sie ist ein Kulturgut! Ich habe drei im Abo und möchte keinen Tag darauf verzichten. Andererseits habe ich mir trotzdem gerade ein iPad gekauft – weil ich einfach selbst erfahren möchte, welche Möglichkeiten solche Geräte bieten. Am Ende werde ich das Teil nutzen, um meine E-Mails auch auf dem Sofa schreiben zu können - aber deshalb doch keine Zeitung abbestellen! Gut, das mag etwas old fashioned sein. Entscheidend ist wahrscheinlich am Ende doch, ob es den Verlagen gelingt, mit ihren traditionellen Marken online Geld zu verdienen. Deshalb fordere ich auch den Gesetzgeber mit Nachdruck auf, die öffentlich-rechtlichen Anstalten wie WDR, ZDF und Co. endlich an die kurze Leine zu nehmen. Die finanzieren mit unser aller Gebühren ausschweifende Internetpräsenzen. Und wo wir schon beim Thema sind: Auch Radiowerbung hat im WDR nichts zu suchen. Den Öffentlich-Rechtlichen ihre Gebühren, uns Privaten die Werbeeinnahmen! Aber an dieses Thema trauen sich unsere Medienpolitiker nicht ran.
Welche Chancen eröffnen Blogs, Twitter, Facebook u.a.?
Facebook ist eine Bereicherung – auch für uns bei Radio Wuppertal. Wir haben damit erstmals einen schnellen und super funktionierenden Rückkanal. Wir erfahren sehr schnell, wie unsere Hörerinnen und Hörer über bestimmte Themen denken und welche Themen sie interessieren. Das nutzen wir intensiv für unsere Arbeit. Radio wird dadurch interaktiv! Twitter halte ich dagegen für völlig überschätzt. Das hat keine große Zukunft. Und die Blogs? Tja... Manche sind gut gemacht und bereichern mit völlig neuen Perspektiven. Aber Vieles ist leider nicht mehr als egomanischer Müll. Zum Glück muß man’s ja nicht lesen...
Wie steht es speziell um den Lokaljournalismus?
Bestens. Je unübersichtlicher die Welt im Ganzen wird, desto mehr interessieren sich die Menschen wieder für die Themen vor ihrer Haustür.
Wie können sich die Massenmedien in Zukunft finanzieren? Da schließt sich der Kreis! Wer Qualität bietet und die Bedürfnisse der Nutzer erfüllt, wird auch im sich wandelnden Medienmarkt überleben.
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Privatvergnügen
Teil 1: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
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Teil 2: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
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Teil 2: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
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