Revanche
Österreich 2008, Laufzeit: 121 Min.
Regie: Götz Spielmann
Darsteller: Johannes Krisch, Ursula Strauss, Irina Potapenko, Hanno Pöschl, Andreas Lust
Für das Liebespaar Alex und Tamara soll ein Bankraub den Weg heraus aus dem Wiener Rotlichtmilieu ebnen, doch das Schicksal will es anders. Aus der Großstadt in die ländliche Idylle der Provinz führt dieses präzise inszenierte Drama um Schuld und Sühne vom österreichischen Autorenfilmer Götz Spielmann („Antares“). Schon mehrfach preisgekrönt startet „Revanche“ im Rennen um den Oscar für den besten ausländischen Film.
Holzhacken ist eine Tätigkeit, die Präzision und Kraft erfordert. Der Weg führt vom Großen zum Kleinen und ist gesäumt von Splittern. Protagonist Alex spaltet immer wieder die Holzscheite für seinen Großvater, und das ist ein treffendes Sinnbild, denn auf dem Weg aus dem Wiener Rotlichtmilieu in die ländliche Gegend der Kindheit haben sich bis dahin schon einige Splitter in seine Seele gebohrt.
Dass gerade die Österreicher das deutschsprachige Kino in der letzten Zeit wie kein anderes bereichern, ist seit Michael Haneke und Ulrich Seidel kein Geheimnis mehr. Auch bei „Revanche“ steht das Forschen nach dem, was den Menschen ausmacht, im Fokus des Interesses, und Spielmann erweist sich als Meister der Reduktion. Vordergründige Effekte werden ausgespart, da dies für ihn eine Manipulation des Zuschauers bedeuten würde. Dazu gehört auch der Verzicht auf musikalische Untermalung. Umso mehr sorgen dann Geräusche und sorgsam komponierte Einstellungen, wie zum Beispiel das Bild eines Feldes, über das eine Windböe fegt, für Hochspannung. Das nuancierte Spiel der Darsteller, allen voran Johannes Krisch als Alex, vermittelt die Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz in all ihren Facetten, ohne dabei klischeehaft und abgedroschen zu wirken.
Im Gegensatz zu einigen seiner österreichischen Kollegen lässt Spielmann aber auch das Prinzip Hoffnung gelten. Es geht ihm nicht um den Abgrund, sondern um den Tiefgrund, und so arbeitet er mit feiner Klinge Emotionen heraus und lässt einen existentialistisch geprägten filmischen Holzschnitt entstehen, der durch Form und inhaltliche Symmetrie aufeinander abgestimmte Techniken überzeugt, die kaum des Dialogs bedürfen. „Revanche“ ist der spannendste, intelligenteste und sicher auch der stillste Film über das Thema „Rache“, den das Kino zurzeit zu bieten hat.
(Eric Horst)

The Change
Start: 6.11.2025
The Secret Agent
Start: 6.11.2025
Yunan
Start: 13.11.2025
Im Schatten des Orangenbaums
Start: 20.11.2025
Eddington
Start: 20.11.2025
Anemone
Start: 27.11.2025
Sentimental Value
Start: 4.12.2025
Sorry, Baby
Start: 18.12.2025
Herz aus Eis
Start: 18.12.2025
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Nouvelle Vague
Start: 12.3.2026
„Ich wollte mich auf eine Suche nach Kafka begeben“
Regisseurin Agnieszka Holland über „Franz K.“ – Gespräch zum Film 10/25
A Useful Ghost
Start: 26.3.2026
The Odyssey
Start: 16.7.2026
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
Regisseur Elmar Imanov über „Der Kuss des Grashüpfers“ – Gespräch zum Film 08/25
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24